Die vermeintlich kontrollierte Sprengung eines Blindgängers kann auch schief gehen – in Hanau und auch in Osnabrück.
Eine missglückte Blindgänger-Sprengung im hessischen Hanau liefert ein eindrückliches Beispiel dafür, warum Evakuierungsregeln bei Bombenentschärfungen so streng sind – und warum die oft kritisierten Sicherheitsvorgaben in Osnabrück, etwa rund um das Lokviertel wieder voraussichtlich am 8. Februar 2026, keineswegs übertrieben sind.
Aus einer geplanten Entschärfung wurde in Hanau eine unkontrollierte Explosion
Eine Routine-Entschärfung – so war es geplant. Doch die kontrollierte Sprengung eines Blindgängers in Hanau am Mittwoch zeigte, wie schnell ein Einsatz trotz aller Erfahrung anders verlaufen kann als erwartet. Bei der Detonation wurden mehrere Häuser beschädigt, Wohnungen sind teilweise unbewohnbar. Rund 60 Menschen sind vom Sachschaden betroffen. Verletzt wurde glücklicherweise niemand, da das betroffene Gebiert zuvor evakuiert wurde.
Die Experten hatten die Bombe in Hanau zunächst falsch eingeschätzt: Statt einer Brandbombe handelte es sich um eine Sprengbombe – mit völlig anderer Wirkung. Genau solche Unwägbarkeiten sind der Grund, warum die Behörden auch in Osnabrück auf strikte Sicherheitszonen pochen.
Hanau zeigt: Jede Bombe ist anders – und immer gefährlich
In Hanau waren Tausende Menschen im Umkreis von 1.000 Metern aufgefordert worden, ihre Wohnungen zu verlassen. Straßen, Buslinien, Schiffswege auf dem Main – alles musste gesperrt werden. Für viele wirkt das überzogen. Doch der Vorfall zeigt: Die Fachleute hatten recht. Die Bombe war nicht transportfähig, der Zünder beschädigt, die tatsächliche Sprengkraft unterschätzt.
Nur dank massiver Schutzmaßnahmen – unter anderem mit Wasser gefüllten Stahlcontainern, die die Druckwelle abdämpfen sollten – wurden weitaus schwerere Schäden verhindert. Trotz dieser Vorkehrungen kam es zu Gebäudeschäden.
Osnabrück erlebt seit Jahren ähnlich komplexe Lagen
Auch in Osnabrück hat es in den vergangenen Monaten regelmäßig Räumungen gegeben, vor allem im Bereich des Lokviertels. Immer wieder werden dort Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden – oft in dicht bebauten Wohngebieten. Die Evakuierungszonen sind groß, tausende Menschen müssen ihre Wohnungen verlassen, der Verkehr bricht zusammen. In sozialen Netzwerken hagelt es dann Kritik: zu streng, zu bürokratisch, zu übertrieben – und immer wieder halten „Evakuierungsverweigerer“ den Fortgang auf und müssen unter Polizeischutz aus dem Evakuierungsgebiet geleitet werden.
Der Blick nach Hanau zeigt jedoch: Diese Regeln sind nicht nur sinnvoll, sondern lebenswichtig. Wenn schon bei einer vermeintlich ungefährlicheren Bombe – wie in Hanau zunächst angenommen – Schäden entstehen, dann erst recht bei Blindgängern, deren Zustand, Sprengkraft oder Zündmechanismus gar nicht genau bekannt sind.
Statik, Druckwellen, Splitterflug: Experten kalkulieren mit echten Risiken
Es sind nicht theoretische Gefahren, die zu Evakuierungen führen, sondern physikalische Fakten. Selbst kleinere Sprengladungen können Druckwellen erzeugen, die Fensterscheiben bersten lassen, Dächer beschädigen oder Gebäudestrukturen schwächen. In Hanau sind Statiker des Technischen Hilfswerks noch am selben Tag ausgerückt, um die Schäden zu prüfen – trotz aller Vorsichtsmaßnahmen.
Wer bei den nächsten Bombenfunden im Lokviertel wieder über zu weite Sperrzonen schimpft, sollte sich erinnern: Die Alternative wäre, Menschen wissentlich in Gefahr zu lassen. Und das kommt – wie Hanau zeigt – nicht in Frage.
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