Als Josef Strunk im Jahr 2024 seine private Initiative „Erste Hilfe für die Ukraine“ ins Leben rief, war das kein spontaner Entschluss, sondern das Ergebnis lebenslanger Erfahrungen. Der pensionierte Heilerziehungspfleger und ehemalige Sanitätssoldat aus Osnabrück weiß, was es bedeutet, Verwundete unter schwierigen Bedingungen zu versorgen. Die Erinnerungen an seine eigene Bundeswehrzeit und an seinen Vater, der am Ende des Zweiten Weltkriegs schwer verletzt wurde und nur knapp überlebte, prägen ihn bis heute. Wenn Strunk Bilder aus den umkämpften Gebieten der Ukraine sieht, fühlt er sich zum Handeln verpflichtet.
Unbeachtete Hilfsmittel werden zu Hoffnungsträgern
Im Mittelpunkt seines Projekts steht eine einfache, aber wirkungsvolle Idee: Sanitätsmaterial sammeln, das in Deutschland oft unbeachtet bleibt oder entsorgt wird, in der Ukraine aber dringend benötigt wird. Dazu gehören Erste-Hilfe-Kästen aus ausgemusterten Fahrzeugen, abgelaufenes, aber weiterhin nutzbares Verbandsmaterial sowie einfache medizinische Hilfsmittel wie Binden und Kompressen. Im Laufe der Zeit hat sich das Spektrum der Spenden deutlich erweitert. Heute werden unter anderem auch Gehhilfen, Rollstühle, Rollatoren, Toilettenstühle, Damen-Hygieneartikel, Inkontinenzmaterial, Decken, Isomatten, Schlafsäcke, Handys, Powerbanks, Feuerlöscher und Kerzenreste gesammelt.
Überzeugungsarbeit an der Haustür
Damit möglichst viele Menschen von der Initiative erfahren, ist Josef Strunk unermüdlich im Einsatz. Er hat mehr als 3000 Flyer verteilt, spricht Kirchengemeinden, Arztpraxen, Apotheken, Handwerksbetriebe, Geschäfte und private Haushalte an und wirbt für eigene Sammelaktionen. Die Spenden sortiert und verpackt er in seiner Garage sowie in zusätzlichen Lagerflächen, die ihm ein Unternehmen und eine Filiale der Deutschen Post zur Verfügung stellen. Unterstützung erhält er dabei unter anderem von einem syrischen Geflüchteten, den er bereits seit zehn Jahren begleitet.
Professionelle Unterstützung durch die Freiwilligen-Agentur
Seit Juni 2024 wird das Projekt von der Freiwilligen-Agentur der Stadt Osnabrück begleitet und beraten. Durch die gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit und fachliche Unterstützung konnte Strunk seine Reichweite deutlich erhöhen. Inzwischen wurden mehr als 1.400 Artikel sortiert, verpackt und in die Ukraine weitergeleitet. Die Transporte organisiert er gemeinsam mit anderen zivilgesellschaftlichen Hilfsinitiativen, sodass die Hilfsgüter unter anderem bis nach Charkiw gelangen – direkt in Regionen, in denen sie dringend gebraucht werden.
Auch die Stadtverwaltung hilft mit
Zusätzliche Unterstützung kam zuletzt aus der Stadtverwaltung Osnabrück. Dort wurde eine interne Spendenaktion unter den Mitarbeitenden gestartet, bei der weitere medizinische Materialien und Erste-Hilfe-Kästen für das Projekt zusammenkamen.
Vom kleinen Anfang zur starken Initiative
Aus einer persönlichen Idee ist so eine gut organisierte und wirkungsvolle Hilfsaktion entstanden. Das Projekt zeigt, wie viel einzelne Menschen mit Engagement, Ausdauer und der richtigen Unterstützung bewegen können. Gleichzeitig macht es deutlich, dass Dinge, die im Alltag oft ungenutzt herumliegen, für Menschen in Krisensituationen lebensrettend sein können.
Blick in die Zukunft
Mittelfristig plant Josef Strunk, von der Friedensstadt Osnabrück aus ein Netzwerk von Hilfsmittelspendern und Spendenempfängern in der Ukraine aufzubauen. Der Weg dorthin ist noch lang – doch sein bisheriger Einsatz zeigt, dass aus kleinen Schritten große Hilfe entstehen kann.
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