Gute Nachricht des Tages: Ausgewilderte Bartgeier Wally und Bavaria unternehmen erfolgreiche Flugversuche

Es passieren jeden Tag viele schlimme Dinge – aber auch viele gute. Leider schaffen es die schönen Nachrichten viel zu selten in die Presse. Das wird sich jetzt ändern, denn die HASEPOST berichtet nach Möglichkeit jeden Tag über mindestens eine „Gute Nachricht“ aus der Region und aller Welt.

Nach 140 Jahren leben wieder Bartgeier in Deutschland und erneut gibt es gute Nachrichten von den ausgwilderten Bartgeiern Wally und Bavaria: Beide Jungvögel haben erfolgreiche Flugversuche absolviert!

Vier Tage nachdem mit “Bavaria” der erste deutsche Bartgeier im Nationalpark Berchtesgaden ausgeflogen ist, hat nun auch der zweite Jungvogel “Wally” die gesicherte Felsnische verlassen. “Wally saß am unteren Ende der Nische in der Sonne und ist um 6:18 Uhr einfach schnurstrakts herausflogen. Sie ist dann ungefähr 100 Meter in einem flachen Streckenflug an der Felswand entlanggesegelt und in einer Felsrinne außerhalb unserer Sichtweite gelandet”, sagt der LBV-Projektleiter und Bartgeier-Experte Toni Wegscheider. Beobachtet wurde der Flug vom erfahrensten Bartgeier-Experten Europas, dem Österreicher Michael Knollseisen, der das Team der ersten deutschen Auswilderung regelmäßig unterstützt: “Dies ist bereits meine 21. Auswilderung, die ich begleiten durfte und trotzdem ist jeder Ausflug immer wieder ein absolut ergreifender Moment für mich.”

Erste Hopser in den Himmel

Wegen seiner Größe ist der erste Ausflug der Bartgeier kein erhabener Moment, sondern eher vergleichbar mit einem großen Hopser. “Die beiden jungen Bartgeierweibchen sind nun ein Teil der faszinierenden Natur in den bayerischen Alpen und können in den kommenden Wochen beim Flugtraining im Nationalpark beobachtet werden”, so der Nationalpark-Projektleiter Jochen Grab. Am 10. Juni hatten der bayerische Naturschutzverband LBV und der Nationalpark Berchtesgaden im Klausbachtal die ersten Bartgeier über 100 Jahre nach ihrer Ausrottung in Deutschland ausgewildert.

Gefahr durch Steinschläge

Bavaria, die ältere der beiden Bartgeierdamen, war bereits am frühen Donnerstagmorgen erfolgreich ausgeflogen, und zeigte sich von Wallys Ausflug unbeeindruckt. Bavaria frisst weiter regelmäßig das in der Nähe der Nische ausgelegte Futter, viel geflogen ist sie seitdem jedoch noch nicht. “Die meiste Zeit verbrachte sie am Wochenende sitzend, wobei sie sich häufig etwas unsicher hin und her drehte, immer wieder die Flügel öffnete und die Hangwinde studierte”, erzählt Toni Wegscheider. Hebt sie mit ihrer beeindruckenden Größe dann aber doch mal ab, ist sie in der Luft bei ihren derzeitigen Steig- und Kurvenflügen sehr elegant. “Als sie am Samstag zu einem ihrer wenigen Flüge ansetzte, war ein richtiges Raunen in der gesamten Halsgrube zu hören”, berichtet Wegscheider. Bavaria hält das Projektteam aus LBV und Nationalpark trotzdem auf Trab. “Im Moment übernachtet Bavaria noch gerne in Steinschlagrinnen. Natürlich kann das gefährlich für sie sein und wir hoffen, dass Wally sicherere Übernachtungsplätze auswählt. Heute Abend werden wir sehen, wohin sich Wally für ihre erste Nacht zurückzieht. Das ganze Bartgeierteam drückt Bavaria und Wally ganz fest die Daumen, dass ihnen nichts zustößt”, hofft Jochen Grab.

Sonnenschein und Regen

Nachdem Bavaria den Sonntag aufgrund des regnerischen Wetters ohne Thermik mit durchnässten Flügeln sitzend in der Felswand verbracht hat, wird sie bei schönem Wetter weitere Startversuche unternehmen und umhersegeln. Da ihr Flugradius bald schon einige hundert Meter betragen wird, haben die Projektmitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereits Futter in Nischen in weiterer Entfernung ausgelegt, auch um sie damit vielleicht aus dem Steinschlaggebiet zu locken. Mit dem Ausflug der Vögel, wird auch das Projektteam von LBV und Nationalpark mobiler. “Wally wird sich bei ihrem Flugverhalten sicher an Bavaria orientieren und sich Aufwindbereiche und Futterplätze von ihr abschauen. Vielleicht wird man sie bald auch mal gemeinsam fressen oder in derselben Felsnische übernachten sehen”, sagt Toni Wegscheider.

Flugroute per GPS verfolgbar

In Kürze werden dank der angelegten GPS-Sender die Flugrouten der beiden Bartgeier auf einer Karte auf der LBV-Webseite www.lbv.de/bartgeier-auf-reisen mitzuverfolgen sein. Dabei werden die Senderdaten der Öffentlichkeit allerdings mit einer Verzögerung von drei Tagen angezeigt. Dies dient der Sicherheit der Vögel und trotzdem erfährt jede und jeder, wo sie überall hingeflogen sind. So kann das Projektteam zum Beispiel Schlafplätze geheim halten und die Vögel vor zu viel menschlicher Aufmerksamkeit schützen.

Hintergrund:

In den vergangen vier Wochen haben die beiden Bartgeierweibchen ihr Flugtraining in der gesicherten Auswilderungsnische von Tag zu Tag intensiviert. Beide waren am Tag ihrer Auswilderung am 10. Juni noch nicht flugfähig, hatten sich aber sehr gut entwickelt und sowohl an Gewicht als auch an Flügelspannweite zugelegt. Die meisten ausgewilderten jungen Bartgeier machen zwischen dem 120. und 125. Lebenstag ihren Jungfernflug. Junge Bartgeier müssen vor dem ersten Ausflug nicht nur ihre Flügel, sondern auch ihre Beine kräftig trainieren. Bei Gleitstrecken von zunächst nur 50 bis 100 Metern können sie gerade in der ersten Woche nach der Landung nicht immer gleich wieder starten. Stattdessen müssen sie regelmäßig mühsam erst den Berg zum nächsten geeigneten, höhergelegenen Abflugpunkt wieder aufsteigen, um erneut in die Luft zu starten.

Bildunterschrift: Fliegender Bartgeier (Symbolbild)


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