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Gute Nachricht des Tages: 2.500 Menschen setzen in Melle ein klares Zeichen

Mit einem „Fest für Demokratie“ hat Melle am Sonntagnachmittag ein klares Zeichen für die freiheitlich-demokratische Grundordnung gesetzt. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand eine Kundgebung auf dem Rathausplatz in Melle-Mitte. Vor rund 2.500 Menschen, unter ihnen Bürgermeisterin Jutta Dettmann, sprachen sich mehrere Rednerinnen und Redner nachdrücklich für Demokratie, Freiheit, Toleranz, Vielfalt und Klimaschutz aus und appellierten an die Öffentlichkeit, mit aller Entschiedenheit gegen Rechtsextremismus einzutreten.

Menschen aller Altersgruppen demonstrieren für die Demokratie

Dass die aktuelle politische Situation auch junge Menschen beschäftigt, ließ „Melles Brandmauer“ erkennen, die auf Initiative von Annette Twenning von Schülerinnen und Schülern aus sieben Grund- und vier weiterführenden Schulen errichtet worden war. „Ob Collagen, Bilder oder Texte – die Kinder und Jugendlichen konnten bei diesem Projekt darstellen, was für sie persönlich Demokratie bedeutet“, erläuterte die Initiatorin. Und was dabei herausgekommen sei – könne sich wahrlich sehen lassen: Die „Meller Brandmauer-Skulptur“, bestehend aus 125 Pappkartons mit ebenso vielen Einzeldarstellungen zum Themenfeld der Demokratie.

Freude über hervorregende Beteiligung

„Hallo Melle, herzlich willkommen auf dem Rathausplatz“, rief Jan Meyer den nach Angaben des Veranstalters rund 2.500 Menschen zu, die sich trotz winterlicher Kälte vor dem historischen Rathaus versammelt hatten. „Wir freuen uns, dass Ihr alle da seid und auch über die, die erst später zum ,Marktplatz für Demokratie‘ hinzukommen werden. Im Folgenden ging Meyer auf das Thema „Ausländer“ ein, um anschließend die Frage aufzuwerfen: „Warum redet die Politik nur von diesem Thema?“ Ihn persönlich bewegten in dieser Zeit ganz andere Themenfelder – von Wirtschaft, über soziale Gerechtigkeit bis hin zu Krieg und Diplomatie“, so Meyer weiter. Doch: Warum werde dazu nichts gesagt?“ Stattdessen geht es nur um die Migration, die für uns so wichtig ist – aber aus einer ganz anderen Perspektive: Bei einer stark alternden Gesellschaft und und wenig Fachkräften – besonders im Bereich der Pflege. „Die Migration ist ein extrem wichtiges Thema – besonders jedoch für den Arbeitsmarkt“, betonte der Redner unter dem Beifall der Anwesenden.

Jan Meyer sprach sich dafür aus, bei der bevorstehenden Bundestagswahl auch Nicht-Wähler für zu mobilisieren. Sein Appell: „Schafft eine Stimmung der Zusammenarbeit, des Zutrauens und der Zuversicht. Die Wahl ist noch lange nicht entschieden. Lasst und gemeinsam wählen – gegen den braunen Mob. Lasst uns alle eines wählen: Demokratie.“ Denn: „Nie wieder ist jetzt.“

Von den Herausforderungen der heutigen Zeit

Zofia Heitmann, die die Kundgebung moderierte, hob hervor: „Heute wollen wir uns mit den drängenden Herausforderungen unserer Zeit auseinandersetzen – von sozialer Ungerechtigkeit über Klimaschutz bis hin zu bürgerschaftlichem Engegemant, generationenübergreifender Zukunftsgerechtigkeit und der Bedeutung von Empathie in der Migrationsdebatte.“ Jeder dieser Themenblöcke sei „ein wichtiger Baustein unserer Demokratie und zeige, wie vielfältig und lebendig unser politischer Diskurs ist oder sein sollte.“

Dann trat Diakon Henning Enge an das Mikrophon. Im Namen das ausrichtenden Evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Melle-Georgsmarienhütte und des Organisationsteams dankte er den nicht weniger als 130 Unterstützer-Organisationen, die das „Fest der Demokratie“ erst ermöglicht hätten. „Und vor allem gilt mein Dank den mehr als 30 Akteuren und den insgesamt 108 Schulklassen, die alle mit dazu beitragen, „dass wir heute gemeinsam erleben und feiern können, was Demokratie ausmacht: Vielfalt, Zusammenhalt und Einsatz für alle unsere Mitmenschen und für unsere Umwelt“.

Fünf Rednerinnen und Redner ergriffen das Wort

Um diese Vielfalt zu unterstreichen ergriffen während der Kundgebung fünf Rednerinnen und Redner das Wort. Eine von ihnen war Katja Dammann, die für die Organisation femdpowered community und für das Meller Frauennetzwerk NEW sprach. Ihr Thema: „Feminismus für die Demokratie.“ Sie persönlich, so die Rednerin, habe lange Zeit daran geglaubt, dass die Gleichberechtigung von Männern und Frauen längst erreicht worden ist. Dem sei allerdings nicht so. „Der Roll-Back ist in vollem Gange. Patriarchale Denkmuster, Rollenerwartungen und Strukturen haben uns alle fest im Griff“, erklärte die Rednerin, die sodann einen Wandel forderte. „Denn diese Strukturen sind undemokratisch. Sie sind eine dauerhafte Benachteiligung für Frauen, Mädchen und alle, die sich nicht im binären Geschlechterkontext einordnen“, hob Katja Dammann hervor. Um die bestehenden Strukturen aufzulösen, helfe nur eines: Feminusmus. Feminismus sei ein Demokratie-Booster. Feminismus fördere die Selbstbestimmung, „weil nämlich Rollenklischees im Feminismus keine Rolle spielen“. Deshalb rief die Rednerin „alle zur absoluten Solidarität mit uns Frauen“ auf.

Klimawandel als große Herausforderung

Bernd Pieper, der während der Kundgebung im Namen von „Melle for Future“ eine Ansprache hielt, bezeichnete den Klimawandel als die größte Herausforderung dieser Zeit – „irre komplex und das für alle und jeden“. Vor diesem Hintergrund müsse der Klimaschutz bei der Wahlentscheidung am 23. Februar 2025 ganz vorne stehen. In einer Rückschau auf sein Leben zog der Redner die Bilanz, persönlich beim Klimaschutz versagt zu haben. Im ersten halben Jahrhundert seines Lebens habe alles mögliche zu tun gehabt: viel lernen, viel arbeiten, vieles anschaffen – und amüsieren war auch dabei. „Ich habe viel gemacht, aber all das irgendwie unbewusst – oder sogar bewusst-los. Auf alle Fälle aber UMWELT-bewusst-los. Und nicht nur das. Trotz Mülltrennung etc. sei er auch völlig KLIMA-bewusst-los gewesen“, bekannte Bernd Pieper. Bereits vor Jahren habe er damit begonnen, sein Leben zu überdenken und sei dann schließlich vor etwa einem Jahr – ganz bewusst, wie er herausstellte – zu „Melle for Future“ gestoßen. Und das vor dem Hintergrund, dass er für sich beschlossen habe, „dem Planeten nur noch möglich wenig auf den Keks zu gegen“. Der Redner widmete sich daraufhin dem demographischen Wandel. Angesichts der Tatsache, dass es inzwischen doppelt so viele 60-Jährige wie Sechsjährige gebe, komme den Älteren eine ganz besondere Verantwortung zu. Anlass genug für Bernd Pieper, den Appell zu formulieren: „Wählen Sie bitte verantwortungs-BEWUSST: Für unsere Kinder und Enkel.“

„Christsein ist unvereinbar mit völkischem Nationalsozialismus“

Mit einer klaren Aussage trat auch Katrin Brinkmann, Pfarrbeauftragte für die Pfarreiengemeinschaft Wellingholzhausen und Gesmold, auf die Rathaustreppe. Sie leitete ihre Ansprache mit den Worten „Christsein ist unvereinbar mit völkischem Nationalsozialismus – und bürgerschaftliches Engagement für unsere Demokratie muss die Menschenwürde unantastbar machen“ ein. Die Rednerin führte aus, „dass wir als Christen in unserer Gesellschaft schon viele Fehler gemacht haben“. Aber sie persönlich sei davon überzeugt, „dass wir dazugelernt haben und dass wir gerade wegen unseres Glaubens gegen rechtspopulistische, fremdenfeindliche und menschenverachtende Aussagen und erst Recht, wenn sie in Parteien Bewegungen und Gruppen stammen, unsere Meinung sagen“. Denn: Sich herauszuhalten und abzuwarten, sei keine Alternative. Katrin Brinkmann stellte schließlich eine Stellungnahme der Ost-Bistümer vom 31. Januar 2024 an den Schluss ihrer Ausführungen: „Es gibt keine bessere Staatsform als die Demokratie, denn sie ermöglichst uns, in Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit zu leben.“

„Heute für morgen wählen“

Für die Evangelische Jugend der St.-Petri- und der Paulus-Kirchengemeinde Melle sowie für den Stadtjugendring Melle ergriff Samuel Enge das Wort. „Die Klimakrise greift um sich. Hass und Hetze werden wieder salonfähig – und das Leben wird immer teurer“, sagte er und wies damit auf Problemstellungen hin, die gerade auch junge Menschen mit Sorge erfüllen. Vor diesem Grund appellierte der Redner an die ältere Generation, aus Fehlern der Vergangenheit Lehren zu ziehen. „Das Gestern können wir nicht ändern. Aber wir sind in der Lage, das Morgen zu gestalten“, betonte Enge, der seine Ansprache mit den Worten schloss: „Eine gerechte Gesellschaft, eine nachhaltige Demokratie kann nicht nur heute gerecht sein und nicht nur heute bedenken. Sie muss auch morgen und übermorgen gerecht sein. Darum möchte ich Euch bitten: „Wenn ihr ins Wahllokal geht, denkt nicht nur an heute, denkt nicht nur an Euch, bedenkt auch Eure Kinder unbd Kindeskinder. Sie können am 23. Februar 2025 nicht über die Zukunft entscheiden, aber sie müssen in ihr leben. Wenn wir am Wahltag klug und entschlossen entscheiden, können wir und unsere Kinder stolz auf diese Wahlen zurückblicken. Wählt für heute und für morgen.“

Für Demokratie auf die Straße gehen

Christiane Buddenberg, Vertreterin des Sprachpatenprojektes Neuenkirchen, ließ in ihrer Rede keinen Zweifel daran, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist: „Viele Ausländer leben und arbeiten hier seit langem – ebenso versuchen die Geflüchteten und Schutzsuchenden, die wir in den vergangenen zehn Jahren aufgenommen haben, sich zu integrieren. Sie gehören zu unserer Gesellschaft. Und wir brauchen sie.“ In dem gegenwärtigen politischen Klima aber wachse die Angst vor Demütigungen, die Angst vor rassistischen Übergriffen, die Angst, die Existenzgrundlage zu verlieren, die Angst, Familien nicht nachholen zu können und die Angst, abgeschoben wu werden. „Wir erleben, wie Migranten von Rechtsaußen als Terroristen, Frauenvergewaltiger und Schmarotzer diffamiert werden und wie sie als Sündenböcke für unzufriedene, sich benachteiligte Mitbürger herhalten sollen“, so die Rednerin. Zum Glück gebe es eine starke Gegenbewegung, sagte Christiane Buddenberg mit Blick auf die Tatsache, dass in Deutschland seit Wochen Menschen auf die Straße gehen, um für ein demokratisches Land, für soziale Gerechtigkeit, für den Klimaschutz, für die Umsetzung der Menschenrechte und damit auch für Migration zu demonstrieren. Daran werde auch die Bedeutung der Migranten deutlich: „Wir brauchen Euch mit Eurer Vielfalt und Eurer Kultur – nicht nur zur Aufrechterhaltung unserer Wirtschaft. Und wir brauchen das Einander als Mitstreiterinnen und Mitstreiter für eine Welt, in der unser aller Kinder und Kindeskinder in guter Gemeinschaft mit den Menschen und der Natur aufwachsen und sich entfalten können.“

Rahmenprogramm mit Musik und Tanz

Musikalisch umrahmt wurde die Kundgebung von Darbietungen des Trios „Himmelblau“, bestehend aus Monika Weigelt (Violine), Bernd Kleist (Bass) und Dieter Knappe (Gitarre), und durch Marie-Louise Tralle, die am Meller Glockenspiel die „Ode an die Freude“ erklingen ließ. Viel Anklang fanden darüber hinaus der Auftritt des Projektchors „The Vocals“, der unter der Leitung von Nhan Gia Vo auch die Kundgebungsteilnehmerinnen und -teilnehmer zum Mitsingen motivierte. Krönender Abschluss: Zwei Mitmachtänze, zu denen Heike Tiemeier-Kraatz die Anwesenden einlud.

Dem „Fest für Demokratie“ schloss sich in den Kirchengemeinden St. Matthäus und St. Petri ein „Marktplatz für Demokratie“ mit vielfältigen Angeboten an.

 
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