Nicht jeder kommt ins Goldene Buch

Das Goldene Buch der Stadt ist ein Schmuckstück und wird auch so behandelt. Majestäten stehen darin, Sportler, Künstler und Politiker. Manche unterschreiben souverän und routiniert, andere sind aufgeregt. Aber alle unterschreiben mit blauer Tinte. Ob Kanzlerin, Königin, Olympiasieger oder DJ.

 

Elsbeth Witte fasst das Buch nur mit weißen Handschuhen an. Sie ist gemeinsam mit ihrer Kollegin Katja Stricker für das Protokoll bei der Stadt Osnabrück zuständig. 20 Kilogramm wiegen die Seiten mitsamt des schweren Einbands aus dunkelrotem Hirschkalbleder und den vergoldeten Beschlägen – ein Werk des Gold- und Silberschmiedemeisters Wolfgang Grändorf und des Buchbinders Günter Thomas. Es ist bereits das zweite Goldene Buch, das erste lag fast 100 Jahre aus, von 1900 bis 1997. „Wir konnten zwar Seiten nachlegen, aber irgendwann ging das nicht mehr“, erzählt Elsbeth Witte.

 

Königin Silvia von Schweden ist der erste Gast, der seine Unterschrift in das zweite Goldene Buch setzte. Sie eröffnete die Feierlichkeiten „350 Jahre Westfälischer Friede“. Ein Fest, das am 24. Oktober 1998 viele europäische Monarchen nach Osnabrück zieht – sofern ihre Länder am Friedensvertrag beteiligt waren. Mehr royaler Glanz ist auf zwei Seiten Papier fast nicht möglich. Dort unterschrieb zum Beispiel Silvias Mann, der schwedische König Carl Gustav, Beatrix, Königin der Niederlande, Juan Carlos, König von Spanien oder Margrethe, Königin von Dänemark.

 

Wenn sich nicht gerade der europäische Hochadel verewigt, die Teilnehmer einer Innenministerkonferenz ihre Namen hinterlassen oder ein neugewählter Stadtrat eine Doppelseite beansprucht, bekommt jeder Gast eine Seite für sich. „Viele wundern sich darüber, dass sie gleich eine ganze Seite für eine einzige Unterschrift bekommen“, sagt Elsbeth Witte. Denn auf der großen Seite steht nicht viel: Nur die Unterschrift in Blau und dazu noch einmal – in Schönschrift – der Name und die Bezeichnung. Der Kalligraph Jürgen Holzklau fertigt den Eintrag einen Tag bevor der Gast kommt. „So spät wie möglich, es kann ja immer sein, dass jemand absagt und dann müssten wir schlimmstenfalls die Seite entfernen“, erläutert Elsbeth Witte.

 

Auch wenn sich viele eingetragen haben und noch viele eintragen werden – jedem wird diese Ehre nicht zuteil, besondere Persönlichkeiten sollen es sein. Sie werden vom Verwaltungsausschuss vorgeschlagen, aber der Oberbürgermeister darf auch im Einzelfall entscheiden, welcher Gast um seine Unterschrift gebeten wird.

 

Bei vielen ist der Fall klar: Angela Merkel steht dreimal drin, sie war 1991 als Ministerin für Frauen und Jugend in Osnabrück, dann 2006 als Kanzlerin und 2008 als Kanzlerin und Gast des Katholikentages. Bundespräsident Horst Köhler brachte 2009 gleich zweimal seine Frau Luise mit, die beiden teilen sich zweimal eine Seite. Dazwischen steht übrigens Heino, er war Gast beim Jubiläum des Medium Terzetts. Politiker nehmen den meisten Platz ein, vom Ratsmitglied bis zum Staatsoberhaupt.

 

Die wohl berühmteste Unterschrift leistete Papst Johannes Paul II. bei seinem Osnabrück-Besuch im November 1980 – sein Name steht im ersten Goldenen Buch der Stadt, wo auch der Geiger Yehudi Menuhin zu finden ist.

 

Einer der jüngsten Einträge ist von Robin Schulz (wir berichteten), dem DJ, der am Beginn einer Weltkarriere steht und der seiner Heimatstadt Osnabrück so verbunden ist. Es bleibt abzuwarten, ob er noch mehrfach unterschreiben wird.

 

PM PA OS, Foto: Presse- und Informationsamt der Stadt Osnabrück, Robin Schulz trägt sich ins Goldene Buch ein


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Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann gründete die HASEPOST 2014, basierend auf dem unter dem Titel "I-love-OS" seit 2011 erschienenen Tumbler-Blog. Die Ursprungsidee reicht auf das bereits 1996 gestartete Projekt "Loewenpudel.de" zurück. Direkte Durchwahl per Telefon: 0541/385984-11

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