Gedenktafel am L&T Sporthaus erinnert an Hexenverfolgung in Osnabrück

Am Haseufer müssen sich vor mehreren Hundert Jahren grausame Szenen abgespielt haben. Wann immer eine Frau in Verdacht geriet, oft reichten dafür Gerüchte oder anonyme Verleumdungen, lief sie Gefahr als Hexe verfolgt und ermordet zu werden. 

Bei Bauarbeiten in den 90er Jahren wurden am Haseufer die Mauerreste des “Kümpersturms” entdeckt. An diesem Teil der Stadtbefestigung wurden vom 15. bis 17. Jahrhundert die “Wasserproben” durchgeführt, die Schuld oder Unschuld der beschuldigten Frauen – manchmal auch als Zauberer beschuldigte Männer – beweisen sollten. Egal wie die Probe ausging, am Ende waren die Beschuldigten tot.

Bürgermeisterin Birgit Strangmann, Architekt Prof. Holger Roths und L&T Geschäftsführer Mark Rauschen
Bürgermeisterin Birgit Strangmann, Architekt Prof. Holger Moths und L&T Geschäftsführer Mark Rauschen vor der frisch enthalten Gedenktafel

Vorheriger “Hexenturm” war neugebauter Zugang zur Tiefgarage

In Erinnerung an diesen historischen Ort und in Gedenken der Opfer entstand der Neubau eines historisch anmutenden Türmchens, das tatsächlich ein funktionaler Notausgang zur Tiefgarage war. Die Osnabrücker hatten diesem Neubau aber schnell in ihr kollektives Gedächtnis übernommen und ihm den Namen “Hexenturm” gegeben. Seine eigentliche Funktion und dass es ein Neubau war, sah man dem Turmbau zumindest auf den ersten Blick nicht an.

Gedenktafel am L&T Sporthaus erinnert an Hexenverfolgung in Osnabrück
Der alte (eigentlich noch recht neue) Hexenturm musste 2017 weichen

Mark Rauschen, Geschäftsführer von L&T, beschrieb bei einem feierlichen Festakt kurz den Hintergrund, warum an dieser Stellen ein moderner Hexenturm entstand und warum er im Sommer 2017 schon nach wenigen Jahren wieder dem Sporthaus weichen musste.
“Wir sind froh, an dieser historischen Stelle zum zweiten Jahrestag der Sporthauseröffnung wieder der Verfolgung von Frauen zu gedenken”, so Mark Rauschen, der dabei auch einen Bogen zu seinen zahlreichen weiblichen Angestellten und Kundinnen zog.

Beeindruckend: Die Namen der Opfer der Hexenverfolgung auf der Gedenktafel
Beeindruckend: Die Namen der Opfer der Hexenverfolgung auf der Gedenktafel

Namen von historisch belegten Opfern der Hexenverfolgung

Auf der (sehr großen!) Tafel vis-à-vis der Hase finden sich Dutzende historisch belegte Namen, beispielhaft für Hunderte verfolgte und an der Hase grausam ermordete Frauen.
Ein spezielles Druckverfahren ermöglicht einen besonderen Effekt, bei dem die Foto-Portraits moderner Frauen sich mit historischen Darstellungen der Hexenprozesse abwechseln.

Der Architekt und Gestalter der Gedenktafel, Professor Moths, wurde vom Amt für Stadt und Kreisarchäologie der Stadt Osnabrück und dem Historiker und Leiter des Landesarchivs Hannover Dr. Nicolas Rügge als Experte in Sachen Hexenverfolgungen fachmännisch beraten.
Patricia Mersinger vertrat als 
Leiterin des städtischen Fachbereichs Kultur zusammen mit Bürgermeisterin Birgit Strangmann stellvertretend die Stadtverwaltung bei der feierlichen Enthüllung der Gedenktafel.


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Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann gründete die HASEPOST 2014, basierend auf dem unter dem Titel "I-love-OS" seit 2011 erschienenen Tumbler-Blog. Die Ursprungsidee reicht auf das bereits 1996 gestartete Projekt "Loewenpudel.de" zurück. Direkte Durchwahl per Telefon: 0541/385984-11

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