In einem offenen Brief an die Bundeskanzlerin und weitere Politiker auf Bundes- und Länderebene fordert die Frauenrechtsorganisation SOLWODI Deutschland e. V. die Einrichtung eines Corona-Hilfefonds für Frauen in der Prostitution.
Mit dem zweiten Lockdown wurden erneut Bordelle und andere Prostitutionsstätten geschlossen. SOLWODI hält diese Maßnahme für richtig. Doch die betroffenen Frauen stehen wieder vor dem Nichts und machen sich große Sorgen um ihre Zukunft. Sie fürchten die Obdachlosigkeit im nahenden Winter. Die Frauen wissen nicht, ob und wie sie staatliche Leistungen beantragen können, sie haben oft keine Krankenversicherung und umso mehr Angst vor einer Infektion. Viele sprechen nur wenig Deutsch, verstehen die Situation nicht und erhalten aus ihrem Umfeld nur unzulängliche oder gar falsche Informationen über das Virus. Somit ist eine sehr viel intensivere Betreuung und Arbeit mit den Frauen erforderlich. SOLWODI hätte bereits nach dem ersten Lockdown in all seinen 19 Fachberatungsstellen Hygienekonzepte etabliert, um diese engmaschige Begleitung gut leisten zu können, denn das persönliche Gespräch sei unabdingbar.
Hilfsprogramm für Menschen in der Prostitution
Der Staat stellt viele Hilfen bereit, um die negativen Folgen des Lockdowns abzufedern, etwa für Kulturschaffende oder die Gastronomiebranche. Nötig wäre nach Ansicht von SOLWODI auch ein gut ausgestattetes Hilfsprogramm für die Menschen in der Prostitution, damit der Lebensunterhalt und eine Wohnung gesichert sind, aber auch Zugänge zu Krankenversicherung, alternativen Beschäftigungsmöglichkeiten und psychosozialer Unterstützung ermöglicht werden. Die Arbeit der Fachberatungsstellen müsse besser gefördert werden, damit diese den Mehrbedarf an Betreuung leisten können. Nur so könne sichergestellt werden, dass der Lockdown nicht zum “Knock-Down” für die betroffenen Frauen wird.
Auch langfristige Ziele verfolgen
Corona hätte gezeigt, wie gefährlich, würdelos und prekär die Situation der Frauen in der Prostitution ist. Kurzfristige Überbrückungshilfen seien jetzt wichtig, langfristig würden wirksame Ausstiegskonzepte und veränderte gesetzgeberische Strukturen wie ein Sexkaufverbot gebraucht, die insbesondere dem Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung und der Prostitution nachhaltig den Boden entziehen.
Symbolfoto: Rotlichtmilieu.