Am Montag (10. März) bekam Franz Haverkamp das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (Bundesverdienstkreuz) von Oberbürgermeisterin Katharina Pötter in Vertretung für Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier überreicht. Die Verleihung fand im Friedenssaal des historischen Rathauses Osnabrück statt.
Zweite Auszeichnung für einen engagierten Menschen
Bis vor Weihnachten wusste Franz Haverkamp gar nicht, dass er den Verdienstorden bekommt: Auch für ihn war das eine Überraschung. Die Ehrung wurde ihm zuteil, da er sich jahrzehntelang für die Unterstützung und Inklusion behinderter Menschen in Niedersachsen eingesetzt hatte. Von 1981 bis 2014 war er in der Wohnungsabteilung der Heilpädagogischen Hilfe Osnabrück (HHO) tätig, seit 1993 ehrenamtlich in der Lebenshilfe Niedersachsen, deren Vorsitzender er von 2014 bis 2022 war. Bei Antritt seines Ruhestandes im Jahr 2022 wurde Haverkamp von der Bundesvereinigung Lebenshilfe e. V. bereits mit der Ehrennadel in Gold ausgezeichnet.
Ehrung durch die Oberbürgermeisterin
In ihrer einleitenden Rede lobte Katharina Pötter, dass Haverkamp sich nicht nur im Beruf, sondern auch in seiner Freizeit und selbst noch im Ruhestand für beeinträchtigte Menschen einsetze: „Franz Haverkamp ist einer von diesen bescheidenen Menschen, die gar nicht wissen, wie wichtig ihre Arbeit ist.“ Haverkamp habe entscheidend daran mitgewirkt, dass sich das „Osnabrücker Modell“, also die Kombination von Selbsthilfe und HHO, etabliert hat. Dabei war seine Leistung vor allem die Vernetzung von Familien behinderter Menschen. „Er hat immer mit dem Ziel gearbeitet, Teilhabe und Inklusion beeinträchtigter Menschen zu fördern, und er prägte dieses Konzept in Niedersachsen. Franz Haverkamp kann man als Menschenfänger im positiven Sinne bezeichnen und als Netzwerker. Statt nur Forderungen an die Gesellschaft zu stellen, setzte er sich dafür ein, auf Augenhöhe mit den Betroffenen Konzepte auszuarbeiten“, urteilte Pötter über sein Wirken, bevor sie ihm das Bundesverdienstkreuz im Namen des Bundespräsidenten aushändigte.

Prägung durch die Nachkriegszeit
Schließlich wandte sich Haverkamp selbst an das anwesende Publikum. Es waren viele seiner Verwandten und Wegbegleiter angereist, bei denen er sich für ihre Unterstützung bedankte. Angesichts seiner eigenen biographischen Erfahrungen – der 72-Jährige Osnabrücker wuchs in der Nachkriegszeit auf – wisse Haverkamp die Errungenschaften in Rechten und Inklusion von behinderten Menschen in Deutschland zu schätzen: „Behinderte Menschen haben in Deutschland einen Rechtsanspruch auf Hilfsleistungen und darauf können wir stolz sein.“ In seiner Jugend sei er immer wieder damit konfrontiert gewesen, dass erwachsene Bezugs- und Autoritätspersonen, die Zeit des Nationalsozialismus, in der einige von ihnen auch Täter oder Kollaborateure gewesen waren, totgeschwiegen hätten. „Mein politisches Erwachen war dann, als ich die Bücher von Remarque gelesen hatte.“ Die von ihm wahrgenommene ablehnende Haltung gegenüber den Deutschen auf einer Klassenfahrt in die Niederlande habe ihn schließlich dazu angeregt, sich mehr mit der Geschichte des Dritten Reiches auseinanderzusetzen.
Positiver Wandel nicht selbstverständlich
Haverkamp zeigte sich froh darüber, dass wir beeinträchtigte Menschen nicht mehr wegsperren, wie es auch nach 1945 noch üblich war, und mittlerweile versuchen, ihnen ein Leben mit der Gesellschaft zu ermöglichen. Den starken positiven Wandel von einer Gesellschaft, die behindertes Leben als unwert erachtet, zu einer inklusiven Gesellschaft des Miteinanders kommentiert Haverkamp so: „Ich hatte ja auch Latein gelernt und würde deshalb gerne ein Zitat anbringen: ‚Tempora mutantur, nos et mutamur in illis.‘ Für alle, die das jetzt nicht so schnell übersetzen konnten: ‚Die Zeiten verändern sich und wir verändern uns mit der Zeit.'“ Allerdings zeigte er sich nicht unbesorgt, angesichts der autoritär-reaktionären politischen Entwicklungen in den USA und wünschte sich, „dass wir unsere Demokratie und unsere Werte bewahren können.“