Tom Bschor, ehemaliger Leiter der Regierungskommission Krankenhaus, äußert erhebliche Zweifel an den künftig geltenden Qualitätsstandards in deutschen Kliniken. Im Gespräch mit dem „Focus“ kritisiert Bschor den Einfluss von Interessensgruppen und warnt vor einer massiven Abschwächung zentraler Reformvorgaben. Besonders die Umsetzung der Krankenhausreform sieht er durch politische und wirtschaftliche Interessen gefährdet.
Qualitätsstandards durch Einfluss von Interessensgruppen bedroht
Tom Bschor, Leiter der früheren Regierungskommission Krankenhaus, hat schwere Bedenken bezüglich der zukünftigen Qualitätsstandards in den Kliniken geäußert. Gegenüber dem „Focus“ sagte Bschor, wichtige Vorgaben würden unter dem Druck „einflussreicher Interessensgruppen“ vermutlich über Gebühr abgesenkt. Er erklärte: „Einige Bundesländer und die Deutsche Krankenhausgesellschaft drängten bei der Umsetzung der Krankenhausreform auf so viele Aufweichungen, dass am Ende nichts mehr von der Reform übrigbleiben dürfte.“
Kritik an Leistungsgruppen und Abrechnungspraxis
Bschors Befürchtungen beziehen sich insbesondere auf die sogenannten Leistungsgruppen, die künftig maßgeblich für die Abrechnung von Krankenhausleistungen gegenüber den gesetzlichen Krankenkassen sein sollen. Laut Bschor sollen die „ohnehin mauen“ Qualitätskriterien für die Leistungsgruppen weiter abgeschwächt werden. Er betonte: „Im Endeffekt sei zu befürchten, dass in den Kliniken zu viel Gelegenheitseingriffe etwa an Leber, Bauchspeicheldrüse oder Speiseröhre durch mangelhaft geschultes Personal durchgeführt würde.“ Dabei verwies er auf ein signifikant erhöhtes Risiko für Komplikationen und Todesfälle bei solchen Operationen.
Sonderregelungen für einzelne Krankenhäuser
Zudem kritisierte Bschor, dass einige Bundesländer einzelne Krankenhäuser per Verwaltungsbescheid für unverzichtbar erklären wollten. Er äußerte gegenüber dem „Focus“: „Diese Häuser sollen komplett von Qualitätsvorgaben befreit werden, auch das wieder zulasten der Sicherheit der Patientinnen und Patienten.“
Nach Angaben von Bschor hat sich Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) seit ihrem Amtsantritt bislang nicht mit ihm ausgetauscht. Außerdem habe der frühere Abteilungsleiter Michael Weller, ein entschiedener Verfechter der Reform in der von früherem Minister Karl Lauterbach (SPD) geplanten Form, das Ministerium inzwischen verlassen. Bschor berichtete zudem, er habe vor wenigen Tagen seine Kündigung zum 30. Juni erhalten.
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