Eine Bombe wurde am Freitag entschärft, doch bereits am Sonntag steht die nächste Evakuierung für knapp 12.000 Osnabrückerinnen und Osnabrücker an. Die nicht geplante Evakuierung am Freitag wurde durch uneinsichtige Bürger unnötig verzögert.
Im Umfeld des künftigen Lokviertels werden Sonntag vier weitere Bombenblindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft. Betroffen sind rund 7200 Haushalte in den Stadtteilen Fledder, Schinkel und Innenstadt. Insgesamt müssen etwa 11.800 Menschen das Gebiet verlassen, und das schon um 7:00 am frühen Sonntagmorgen.
Bei der gegen 23:10 entschärften Bombe handelte es sich um eine britische 250-Kilogramm-Bombe. Der Blindgänger war am Vormittag bei Bauarbeiten im künftigen Lokviertel entdeckt worden. Da die Bombe bewegt wurde und sich der Aufschlagzünder in einem schlechten Zustand befand, entschieden sich die Experten des Niedersächsischen Kampfmittelbeseitigungsdienstes für eine umgehende Entschärfung.
Evakuierung von 14.000 Menschen verzögerte sich
Ohne lange Vorwarnung mussten am Freitagvormittag etwa 14.000 Menschen bis 14 Uhr ihre Wohnungen und Häuser verlassen. Einige Betroffene widersetzten sich der Räumungsanordnung, was die gesamte Maßnahme deutlich verzögerte. Die Stadt richtete in der Gesamtschule Schinkel ein Evakuierungszentrum ein, in dem viele Menschen auf das Ende der Aktion warteten.
Um kurz vor 19 Uhr gaben die Experten schließlich grünes Licht für die Entschärfung. Mithilfe eines Hochdruckwasserstrahls konnte der Blindgänger erfolgreich unschädlich gemacht werden. Um 23:11 Uhr wurde die Evakuierung aufgehoben.

Oberbürgermeisterin Katharina Pötter lobt Einsatzkräfte und Bürger
Oberbürgermeisterin Katharina Pötter bedankte sich bei den Einsatzkräften für ihren schnellen und professionellen Einsatz. „Hut ab! Dass eine so große Evakuierung, mit der am Freitagmorgen noch niemand gerechnet hat, in so kurzer Zeit auf die Beine gestellt wird, ist eine ganz hervorragende Leistung.“
Auch die Kooperation der Bürgerinnen und Bürger lobte sie: „Ich weiß, dass eine Evakuierung – erst recht eine so spontane – eine belastende Situation ist.“ Die meisten Anwohner hätten sich vorbildlich verhalten, „manchmal mit einem kleinen Murren, was völlig in Ordnung ist, denn Spaß macht so etwas natürlich niemandem. Aber ruhig, freundlich und geduldig.“
Trotz Kritik: Es gibt keine Alternative zu Evakuierungen
Kritik an der Stadtverwaltung wies Pötter zurück: „Konstruktive Verbesserungsvorschläge nehmen wir natürlich ernst und werden genau prüfen, ob wir das Verfahren weiter optimieren können.“ Die Evakuierungen seien jedoch alternativlos: „Vorwürfe, die Stadt oder auch der Kampfmittelbeseitigungsdienst des Landes würden es sich zu einfach machen und keine Rücksicht auf Anwohner und Gewerbetreibende nehmen, weise ich entschieden zurück.“
Sicherheit hat für alle Beteiligten oberste Priorität
Pötter betonte, dass der Schutz der Sprengmeister und der gesamten Bevölkerung an erster Stelle stehe. Sie erinnerte an eine unkontrollierte Explosion einer Weltkriegsbombe in Göttingen vor knapp 15 Jahren, bei der drei Kampfmittelbeseitiger ums Leben kamen: „Wir gewichten die Sicherheit aller Beteiligten an einem solchen Tag höher als vorübergehende Unannehmlichkeiten. Ich gehe davon aus, dass die große Mehrheit der Osnabrückerinnen und Osnabrücker damit auch einverstanden ist.“
Polizei zieht trotz Ärger an den Absperrungen positive Bilanz
Die Polizei berichtete, dass es vereinzelt zu Fällen kam, in denen Personen ihre Wohnung nicht verlassen wollten. In einigen Situationen musste die Berufsfeuerwehr Osnabrück gewaltsam Türen öffnen. Ansonsten verlief der Einsatz ohne größere Vorkommnisse.