Es sollte ein großer Tag für den achtjährigen Niklas aus Osnabrück werden. Seit Monaten hatte er jeden Cent seines Taschengelds in sein Sparschwein gesteckt. Nun wollte er kürzlich sein Erspartes – rund 10 Euro – endlich zur Sparkasse in die Filiale Lerchenstraße bringen, um es auf sein Kinderkonto einzuzahlen. Doch statt Stolz und Freude erlebten er und seine Eltern dort zunächst eine große Enttäuschung.
Einzahlung nur gegen Gebühr?
„Als Familie hat uns das wirklich geärgert – und unseren Sohn sehr enttäuscht hat“, berichtet Mutter Tanja Roso gegenüber unserer Redaktion. Was war geschehen? Am Automaten stand geschrieben, dass Münzgeld nur noch am Schalter abgegeben werden kann. Doch dort erlebte die Familie eine böse Überraschung: „Man erklärte uns, dass das Kleingeld nur noch angenommen wird, wenn man zuvor für 7 Euro einen speziellen Geldsack kauft, in den die Münzen eingefüllt werden. Ohne diesen Sack könne Niklas sein Geld nicht mehr abgeben.“
Der Achtjährige stand also mit seinem Sparschwein da – stolz, aufgeregt und voller Vorfreude – und verstand die Welt nicht mehr. „Von seinen mühsam zusammengesparten rund 10 Euro sollte er 7 Euro bezahlen, nur um das Geld überhaupt abgeben zu dürfen“, so die Mutter. „Ich finde, das ist ein sehr unglückliches Signal – gerade gegenüber Kindern, die das Sparen erst lernen. Wer einem Kind, das stolz seine Münzen zählt, 7 Euro dafür abzieht, dass es sie zur Bank bringen darf, vermittelt nicht gerade Freude am Sparen.“
Sparkasse spricht von Missverständnis
Auf eine Anfrage unserer Redaktion reagiert die Sparkasse Osnabrück sehr schnell. Sprecherin Daniela Pommer erklärt: „Wir haben umgehend mit unserem Team der Filiale Lerchenstraße gesprochen, um diesen Fall zu klären. Nach unseren Recherchen muss es hier zu einem sehr unglücklichen Missverständnis mit Niklas gekommen sein.“
Tatsächlich habe die Sparkasse ihr Verfahren bei Münzgeldeinzahlungen im Oktober geändert. Münzgeld werde nun nicht mehr an den Automaten, sondern über so genannte Safebags eingezahlt, die anschließend zentral gezählt werden. Für diesen Service falle grundsätzlich eine Gebühr von 7,90 Euro pro Einzahlung an.
Kinder sollen nichts bezahlen müssen
Pommer betont jedoch, dass für Kinder- und Jugendkonten keine Gebühren anfallen: „Je nach Kontotarif gibt es Freiposten, das heißt, es fallen keine Gebühren an. Das gilt zum Beispiel und insbesondere für Konten von Kindern und Jugendlichen, da wir natürlich die junge Generation für das Sparen begeistern wollen.“
Warum diese Information in Niklas‘ Fall offenbar nicht weitergegeben wurde, kann sich die Sparkasse nicht erklären. „Wir entschuldigen uns für das entstandene Missverständnis. Die Standortleiterin Annette Wesselkamp bittet darum, dass sich Niklas und seine Eltern gerne direkt bei ihr melden, damit der Sachverhalt aufgeklärt und aus der Welt geschafft werden kann“, so die Sparkassen-Sprecherin.
Hintergrund der Umstellung
Der Grund für die neue Regelung sei technischer und organisatorischer Natur: Münzeinzahlungen an Selbstbedienungsautomaten hätten in der Vergangenheit häufig zu Störungen und Ausfällen geführt. Zudem nehme die Bedeutung von Bargeld insgesamt ab. „Wir haben geprüft, wie wir zukünftig den Umgang mit Münzgeld für unsere Kundinnen und Kunden weiterhin flächendeckend sicherstellen können“, erklärt Daniela Pommer.
Ein kleiner Kunde, der große Fragen stellt
Für Niklas bleibt die Erfahrung trotzdem einprägsam. Er wollte stolz zeigen, was er gespart hat – und lernte stattdessen, dass Sparen komplizierter sein kann, als gedacht. Seine Eltern freuen sich nun jedoch, dass ihr Sohn sein Erspartes doch noch kostenlos aufs Kinderkonto einzahlen kann. Vielleicht ja sogar direkt am heutigen Weltspartag.
