Elektrobusse für Osnabrück aus der Partnerstadt in China?

Das in Osnabrück schon bald eine Flotte Elektrobusse fahren soll, gilt als gesetzt. Im Herbst 2015 präsentierten die Stadtwerke ihre Pläne im Sommer 2018 mit der Umstellung von Diesel auf Elektro zu beginnen. Der Verkehrsclub VCD meldet zuletzt Zweifel an der Machbarkeit an, zu unzuverlässig sei die Technik. Dabei zeigt Osnabrücks Partnerstadt Hefei (China), wie elektrifizierter Nahverkehr funktioniert – mit Akku-Bussen und vor allem in großer Stückzahl.

Die Stadtwerke wollen keinen weiteren „Versuchsbetrieb“, wie er in zahlreichen Städten derzeit läuft, sondern mit der kompletten Umstellung erst einer einzelnen Linie, dann des gesamten öffentlichen Nahverkehrs, konsequent auf den Elektroantrieb setzen. Die Linie 41, zwischen Haste und Voxtrup bzw. Düstrup soll die Referenzlinie sein, auf der ab 2018 vollständig elektrisch gefahren wird.

Osnabrück setzt für die Zukunft nicht auf Hybridtechnik oder Oberleitungen, sondern auf rein elektrische Busse, die ihren Strom per Akku mit sich führen und je nach Bedarf im Depot oder unterwegs und an den Endhaltestellen nachgeladen werden können.

Doch der Verkehrsclub VCD meldet Zweifel an. Mit Blick auf einen Versuchsbetrieb in Berlin [was funktioniert da eigentlich, fragt sich der Redakteur] und im schleswig-holsteinischen Pinneberg, wo es erhebliche Probleme mit der Technik gegeben haben soll, befürchtet der Verkehrsclub auch für Osnabrück Problem und damit eine sinkende Akzeptanz des öffentlichen Nahverkehr in der Bevölkerung.

Partnerstadt Hefei in China zeigt wie es geht

Mehr als 100 Akku-Busse fahren inzwischen in Hefei
Mehr als 100 Akku-Busse fahren inzwischen in Hefei

Während hierzulande die Technik offenbar noch Probleme macht und alle bisher eingesetzten E-Busse auch mehr oder weniger nur im Versuchsbetrieb unterwegs sind, geht es in China offensichtlich anders. Bereits 2011 fuhren in Osnabrücks Partnerstadt Hefei 90 elektrisch betrieben Busse, wie das lokale Branchenportal Chinabuses.org berichtete.
In dem bereits fünf Jahre alten Artikel wurden die technischen Eckdaten der eingesetzen Busse genannt, die im wesentlichen mit den Vorstellungen der Osnabrücker Stadtwerke für ihre 2017 geplante Bestellung übereinstimmen:

  • Akku-Betrieb (Superkondensator + Batterie)
  • kurze Ladezeit (3-5 Stunden)
  • Reichweite mit einer Ladung über 300km

Die mit diesen Eckdaten bereits 2011 im täglichen Einsatz in der Millionenstadt Hefei befindlichen Busse, bedienten damit die weltweit erste rein elektrisch (Akku-Technologie) betriebene Buslinie, die “Hefei-Linie Nr. 18”.

In Hefei produziert die Firma Ankai Busse für den Weltmarkt

Das ausgerechnet in Hefei (rund 5 Millionen Einwohner) so erfolgreich und früh auf die E-Technik im Nahverkehr gesetzt wurde, hat einen einfachen – in Osnabrück vermutlich eher unbekannten – Grund. Dort, in der Hauptstadt der ostchinesischen Provinz Anhui, produziert der Hersteller Ankai neben konventionellen mit Diesel und Erdgas betrieben Bussen, auch Elektrobusse. Die Produktion erfolgt dabei längst nicht mehr nur für den lokalen Markt. Batteriebetriebene Elektro-Busse fertigen die Chinesen nach Angaben der Unternehmenswebseite bereits seit 2008.

Ein prestigeträchtiger Export-Erfolg gelang der in China zu den Marktführern zählenden Marke 2012, mit der Lieferung von Doppeldeckerbussen für den Einsatz in der britischen Doppeldecker-Hauptstadt London. Aber auch in Arabien, Südamerika und selbst den USA fahren Busse aus Osnabrücks chinesischer Partnerstadt – nur in Osnabrück (noch) nicht.

250 Elektrobusse wurden 2015 für den Verkehr in Shanghai geliefert
250 Elektrobusse wurden 2015 für den Verkehr in Shanghai geliefert

Stadtwerke schliessen chinesische Hersteller nicht aus

Auf Nachfrage unserer Redaktion erklärte Stadtwerke-Sprecher Marco Hörmeyer, dass von Seiten der Stadtwerke China als Wachstumsmarkt für Elektromobilität wahrgenommen werde. Hörmeyer zählte gleich eine ganze Reihe Hersteller und Vertriebsunternehmen aus dem “Reich der Mitte auf”, die sich nach Beobachtung der Stadtwerke aktuell auf dem europäischen Markt platzieren. Die für europäische Verbraucher meist unbekannten Produzenten sind BYD, YOUTONG, Euracom (Tewoo) oder EBUSCO. Teilweise produzieren diese Unternehmen auch nur Komponenten und oft sind es JointVentures mit bekannteren westlichen Herstellern.

Elektrobusse des vom Stadtwerkesprecher genannten Herstellers BYD (Build Your Dreams) wickeln seit 2015 den Betrieb auf dem Vorfeld des Amsterdamer Flughafens Schiphol ab, Dabei konnte sich der Hersteller in einer öffentlichen Ausschreibung gegen renommierte europäische Hersteller durchsetzen.
Für Osnabrück erklärt Marco Hörmeyer: “Die europaweite Ausschreibung des ersten Loses (13 Fahrzeuge) neuer Batterie-elektrischer Busse ist in Vorbereitung. Wir erwarten darauf Angebote mehrerer europäischer Hersteller und gehen davon aus, dass auch chinesische Hersteller ein Angebot abgeben werden.”

Delegationsreise nach Hefei ohne Stadtwerke-Vertreter

Im April wird eine Delegation aus Vertretern der Stadtverwaltung, der Lokalpolitk und von Unternehmern aus der Region Osnabrück in Hefei erwartet und hat dort Gelegenheit erhalten auf höchster Ebene mit Kommunalvertretern und Vertretern der lokalen Unternehmen zusammenzutreffen. Trotz der Vorreiterrolle, die Hefei in der Elektrifizierung des chinesischen ÖPNV spielt, wird nach Auskunft der Stadtwerke kein Vertreter bei dieser Delegationsreise dabei sein.

Fotos oben: Anhui Ankai

 

Elektrobus der Verkehrsgemeinschaft Osnabrück
So könnte er aussehen, ein moderner Elektrobus der Verkehrsgemeinschaft Osnabrück.

 

 


Liebe Leserin und lieber Leser, an dieser Stelle zeigen wir Ihnen künftig regelmäßig unsere eigene Kommentarfunktion an. Sie wird zukünftig die Kommentarfunktion auf Facebook ersetzen und ermöglicht es auch Leserinnen und Lesern, die Facebook nicht nutzen, aktiv zu kommentieren. FÜr die Nutzung setzen wir ein Login mit einem Google-Account voraus.

Diese Kommentarfunktion befindet sich derzeit noch im Testbetrieb. Wir bitten um Verständnis, wenn zu Beginn noch nicht alles so läuft, wie es sollte.

 
Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann gründete die HASEPOST 2014, basierend auf dem unter dem Titel "I-love-OS" seit 2011 erschienenen Tumbler-Blog. Die Ursprungsidee reicht auf das bereits 1996 gestartete Projekt "Loewenpudel.de" zurück. Direkte Durchwahl per Telefon: 0541/385984-11

Diese Artikel gefallen Ihnen sicher auch ...Lesenswert!
Empfohlen von der Redaktion