Am 19. Mai beginnt in Osnabrück die Körperweltenausstellung „Eine Herzenssache“. Vorweg war die Redaktion der Hasepost zu Besuch beim Erfinder Gunther von Hagens in seinem Plastinarium in Guben*. Dort, nahe der polnischen Grenze, werden die Körper für die Ausstellungen – für alle Besucher öffentlich – präpariert.

Wie aus einem Leichnam ein Präparat entsteht

Plastination ist der Prozess, bei dem ein biologisches Präparat haltbar gemacht wird. Im ersten Schritt wird der Körper in Formalin eingelegt, um den Verwesungsprozess zu stoppen. Alle Bakterien werden damit vernichtet, auch der Geruch verschwindet. Danach machen sie sich Präparatoren ans Werk und befreien den Körper von Haut, Fett und Bindegewebe, damit die einzelnen anatomischen Strukturen sichtbar werden. Je nach Komplexität kann dieser Arbeitsschritt zwischen 500 und 1000 Stunden dauern und erfordert viel Geschick und Kenntnisse über den menschliche und tierischen Körper.

Im zweiten Schritt werden innerhalb von 3-4 Monaten das Körperwasser und lösliche Fette mit Hilfe eines Lösemittelbades aus dem Gewebe gelöst. Das ist der einzig Teil des Prozesses, bei dem es etwas gemein riechen kann, denn das Lösemittelbad besteht aus Aceton, der Stoff der auch in Nagellackentferner enthalten ist.

Nun folgt der Prozess, der das Präparat am Ende haltbar macht. Das Azeton wird innerhalb von 2-5 Wochen gegen einen Kunststoff ausgetauscht und mit Hilfe eines Vakuums in die Zellen gebracht. Danach ist das Material noch beweglich und der Körper wird mit Nadeln, Drähten und Klammern in die richtige Position gebracht und danach in einem Gas gehärtet. Insgesamt dauert es etwa ein Jahr bis ein Plastinat komplett fertig gestellt ist.

Ein Blick hinter die Kulissen von "Körperwelten"
Der Körper wird mit Nadeln und Klammern in Position gebracht

Wer plastiniert die Körper?

Tatsächlich sind die meisten der rund 55 Mitarbeiter im Plastinationsprozess keine Mediziner. „Die meisten Mediziner hatten in ihrem Studium einen oder zwei Anatomiekurse, das heißt aber nicht, dass sie sich danach perfekt im menschlichen Körper auskennen“ erklärt Rurik von Hagens, der Sohn von Gunther von Hagens „die Menschen die hier arbeiten müssen viel Geduld und ruhige und geschickte Hände mitbringen. Manche kommen aus medizinverwandten Berufen wie der Physiotherapie oder der Krankenpflege, wir haben aber zum Beispiel auch einen Hutmacher und einen Modellbauer hier“.

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Auch Nicole Tierbach ist eigentlich gelernte Krankenschwester, arbeitet aber bereits seit 11 Jahren in Guben. Gerade präpariert sie menschliches Herz, dafür braucht sie nur noch etwa 8 Stunden, ein Anfänger braucht meist drei Tage: „Das Herz mache ich besonders gerne“ erklärt sie uns „Das Herz ist der Motor des Lebens und hält alles am Laufen“. Kritik an ihrer Arbeit kann sie nicht nachvollziehen. Alles sei schließlich rein wissenschaftlich und für alle Besucher öffentlich zugänglich.

Ein Blick hinter die Kulissen von "Körperwelten"
Nicole Thierbach plastiniert ein Herz

Wo kommen die Körper her?

Das Institut für Plastination in Heidelberg betreibt sein eigenes Körperspendeprogramm mit mehr als 17.000 registrierten Spendern, die meisten kommen aus Deutschland. Verstirbt ein Spender wird er mit dem so genannten „Body Mobil“ vom Institut abgeholt und nach Guben gebracht. Die meisten Mitglieder geben als Grund für ihre Registrierung den Wunsch an, einem guten Zweck dienen zu wollen, sich für die Plastination begeistern und andere Dinge. Für Besucher und Mitarbeiter des Plastinariums ist es zu keinem Zeitpunkt nachvollziehbar, welcher Körper oder welches Organ zu welcher Person gehört. Viele der Spender sind auch registrierte Organspender: „Man kann gleichzeitig Körper- und Organspender sein, das schließt sich nicht aus. Und im Fall der Fälle geht die Organspende natürlich immer vor“ erklärt Rurik von Hagens.

Eigene Einschätzung

Die Arbeit an den Plastinaten geschieht in respektvoller, wissenschaftlicher Atmosphäre. Die Arbeitsschritte sind für jeden nachvollziehbar und die Körperspenden werden regelmäßig geprüft. Die Ausstellung wurde zwei Mal von einem Ethik-Ausschuss des California Science Centers überprüft und beide Male wurde der hohe aufklärende und bildende Wert der Exponate bescheinigt. „Denn das ist auch der eigentlich Hintergedanke der Körperwelten“, schließt Rurik von Hagens „Die Ausstellungen sollen nicht den Tod präsentieren, sondern die Besucher für ihr eigenes Leben sensibilisieren“.

Die Ausstellung „Eine Herzenssache“ beginnt am 19. Mai in der OsnabrückHalle und wird bis September in Osnabrück zu Gast sein. Ein Ticket kostet 19€ (ermäßigt 15€) und ist auf Ticketmaster online erhältlich.

 


*Offenlegung: HASEPOST hat auf Einladung von Körperwelten (Institut für Plastination) die Plastiantion in Guben besucht. Die Reise wurde von Körperwelten organisiert und bezahlt.
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