“Die Preise spielen verrückt”: Stadtwerke Osnabrück stellen Vertriebsaktivitäten für Strom und Gas vorerst ein

Stadtwerke Osnabrück

Die Stadtwerke Osnabrück können Geschäftskunden keine neuen Angebote zu verträglichen Konditionen im Bereich Strom und Gas mehr anbieten. Auf Privatkunden dürften derweil zum Jahreswechsel erneut höhere Preise zukommen.

Hintergrund sind die derzeitigen Entwicklungen auf den Energiemärkten, die dafür sorgen, dass die Stadtwerke Osnabrück – wie ein Großteil der bundesweit tätigen Energielieferanten – die Vertriebsaktivitäten für Strom und Gas vorerst einstellen müssen. Verlässliche und abgesicherte Angebote zu verträglichen Konditionen ließen sich insbesondere für Geschäftskunden aktuell nicht erstellen.

Nie dagewesene finanzielle Situation

“Die Preise spielen aktuell verrückt. Wir reden hier über eine finanzielle Situation, die es so noch nie gegeben hat. Es ist uns aktuell unmöglich, fixe Preise und Verträge anzubieten. Wir wissen heute nicht, wie die Preise morgen sind”, macht Oberbürgermeisterin und Stadtwerke-Aufsichtsratsvorsitzende Katharina Pötter deutlich. Stadtwerke-Vorstand Stefan Grützmacher erläutert: “Wir sind in einem Wirtschaftskrieg, Putin liefert wie er will und das hat Auswirkungen. An diesem Montag lag der Börsenpreis pro Kilowattstunde Strom bei einem Euro. Bis Mittwoch ist er dann wieder um 40 Cent gesunken. Die Preiskurve für Energie ist ähnlich. Alleine am Montag ist der Strompreis innerhalb von 24 Stunden um 25 Cent geschwankt. Wie sollen wir da feste und seriöse Preise anbieten?”

Tausende Geschäftskunden rutschen in Grundversorgung ab

Die Folge ist nun, dass Geschäftskunden, deren Strom- oder Gasvertrag mit den Stadtwerken zum 31. Dezember ausläuft, keine neuen Verträge mehr angeboten bekommen. Sie rutschen stattdessen in die Grundversorgung der Stadtwerke ab, insofern sie keinen Vertrag mit einem anderen Anbieter abschließen. Laut Grützmacher sind etwa zehn Prozent aller Geschäftskunden der Stadtwerke betroffen – eine vierstellige Anzahl. Diese seien bereits fristgerecht informiert worden, dass eine Verlängerung des Vertrages nicht möglich ist, so Grützmann.

“Es wird teurer werden”

Die rund 180.000 Privatkunden der Stadtwerke sind vorerst weniger stark betroffen. Bei ihnen sei das Wechselverhalten der Preise weniger massiv, zudem habe man vorausschauend Strom und Gas beschaffen, erklärt Grützmacher. Er führt aus: “Natürlich werden wir alle Privatkunden über den 31. Dezember hinaus versorgen.” Aber: “Auch hier wissen wir nicht zu welchen Preisen.” Bereits zum 1. Juli wurden die Preise für die Energieversorgung angepasst, zum Jahresbeginn soll erneut eine Anpassung stattfinden. Grützmacher kündigt an: “Es wird teurer werden.”

Von der Politik erhofft sich der Stadtwerke-Vorstand Eingriffe in den Markt: “Diese Situation ist so nicht bekannt. Ich kann mir vorstellen, dass es hilft, Gas- und Strommarkt voneinander zu entkoppeln, aber ich kann nicht sagen, wie das gelingen könnte. Da müssen sich Berlin und Brüssel drum kümmern.” Mit Blick auf mögliche Konsequenzen bis hin zu Schließungen von weniger gewinnträchtigen Unternehmen fordert Oberbürgermeisterin Pötter: “Wir brauchen bundesweite Lösungen. Da ist aktuell richtig Druck auf dem Kessel, also drängt es.”


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Maurice Guss
Maurice Guss
Maurice Guss absolvierte im Herbst 2019 ein Praktikum bei der HASEPOST. Im Anschluss berichtete er zunächst als freier Mitarbeiter über spannende Themen in Osnabrück. Seit 2021 arbeitet er fest im Redaktionsteam und absolviert ein Fernstudium in Medien- und Kommunikationsmanagement. Nicht nur weil er selbst mehrfach in der Woche auf dem Fußballfeld steht, berichtet er besonders gerne über den VfL Osnabrück.

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