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Depressionen und innere Unruhe: Ehemaliger Dott-Mitarbeiter ist nach Entlassung am Boden zerstört

Der E-Scooter-Verleiher Dott hat sein Lager in Osnabrück geschlossen – und damit auch das Ende eines Kapitels für zahlreiche Mitarbeitende eingeläutet. Einer von ihnen hat sich unserer Redaktion anvertraut. Er arbeitete über fünf Jahre für das Unternehmen (vormals TIER) und beschreibt mit bewegenden Worten, was die Entlassung für ihn bedeutet – und welche Folgen er für den Alltag in der Stadt sieht.

„Ich war über fünf Jahre lang Mitarbeiter bei Dott und – wie viele andere – wurde ich nun entlassen. Diese Entscheidung trifft mich sehr, denn diese Arbeit war für mich weit mehr als nur ein Job“, erzählt der ehemalige Mitarbeiter. Seine Aufgaben – das Aufladen, Reparieren und Umplatzieren der E-Scooter – werden nun von externen Dienstleistern übernommen. Für den früheren Mitarbeiter unverständlich: „Welchen Sinn hat es, erfahrene Mitarbeiter zu entlassen, nur um neue, unerfahrene einzustellen?“

Chaos statt Ordnung

In seiner Zeit bei Dott habe er oft herausfordernde Situationen erlebt – falsch abgestellte Scooter, blockierte Wege, Unfälle. Doch der Anspruch war klar: Ordnung in der Stadt schaffen. „Ohne zu klagen oder zu kritisieren, habe ich jeden Scooter wieder richtig hingestellt. Für mich war es selbstverständlich.“ Besonders nachts habe er mit seinen Kolleginnen und Kollegen dafür gesorgt, dass Gehwege frei und Fahrzeuge einsatzbereit blieben.

Die Arbeit sei körperlich fordernd gewesen, aber erfüllend. „Ich erinnere mich an eine Schicht, in der ich 155 von 180 inaktiven Scootern wieder aktiviert habe – mit viel Schweiß, aber auch mit Stolz und Hingabe.“ Er habe sich nicht nur um die Technik gekümmert, sondern auch um die Menschen: „Ich habe viele nette Menschen kennen gelernt und sogar in Notfällen geholfen – Menschen, die bewusstlos am Boden lagen oder in Auseinandersetzungen verwickelt waren. In solchen Fällen habe ich sofort die Polizei gerufen.“

„Heute scheint es niemanden zu interessieren“

Seit der Umstellung auf externe Dienstleister beobachtet der Ex-Mitarbeiter, wie die Qualität der Arbeit leidet. Viele Scooter stünden nun „wahllos herum – im Weg, auf Straßen, vor Eingängen, im Wasser.“ Die neuen Dienstleister würden oft nur die Akkus wechseln, ohne die Roller ordentlich abzustellen. „So bleiben sie schräg auf dem Gehweg oder halb auf der Straße liegen.“ Er zeichnet ein Bild, das ein HASEPOST-Leser bestätigt, der unserer Redaktion berichtete, dass ein E-Scooter anderthalb Wochen lang mitten auf der Straße vor der IGS Eversburg gestanden haben soll.

Doch was sagt das Unternehmen dazu? „Die externen Partner sind – neben dem Tausch der Batterien der Fahrzeuge – für alle operativen Aufgaben zuständig, wie zum Beispiel der Neupositionierung der E-Scooter, Sicherheitschecks und der Umverteilung falsch abgestellter Fahrzeuge. Sie übernehmen somit alle Aufgaben des Teams aus dem Warehouse. Wenn wir eine Meldung über einen falsch geparkten E-Scooter erhalten oder der lokale Partner ein falsch geparktes Fahrzeug sieht, wird er auch dafür bezahlt, dieses Fahrzeug zu versetzen“, so die Pressesprecherin gegenüber unserer Redaktion.

Auch die Sicherheit sei seiner Meinung nach gefährdet. „Die Dienstleister nutzen zum Beispiel Fahrzeuge von Paketdienstleistern, keine spezialisierten Transporter mit Sicherheitsausstattung.“ Von Dott hingegen heißt es, dass die „Service- und Sicherheitsstandards stets hoch und anspruchsvoll“ bleiben – und: „Unsere Teams arbeiten eng mit diesen externen Partnern zusammen, um die Einhaltung der Standards und einen optimalen Service zu gewährleisten.“

Enttäuschung und Wunsch nach Rückkehr

Für den Ex-Mitarbeiter ist klar: Der Umgang mit ihm und seinen Kolleginnen und Kollegen war respektlos. „Statt Anerkennung bekommen wir ein einmaliges ‚Dankeschön‘ von unter 3.000 Euro brutto.“ Das schlage auf die Psyche: „Die Nachricht hat bei mir zu Depressionen und innerer Unruhe geführt – doch das scheint für die Verantwortlichen keine Rolle zu spielen.“ Er wünsche sich nichts sehnlicher, als zurückzukehren. „Es schmerzt, alles so enden zu sehen, obwohl wir mit Herz, Verstand und harter Arbeit jahrelang dabei waren.“

 
Dominik Lapp
Dominik Lapp
Dominik Lapp ist seit 2023 Redaktionsleiter der HASEPOST. Der ausgebildete Journalist und Verlagskaufmann mit Zusatzqualifikation als Medienberater, Social-Media- und Eventmanager war zuvor unter anderem als freier Reporter für die Osnabrücker Nachrichten, die Neue Osnabrücker Zeitung und das Meller Kreisblatt sowie als Redakteur beim Stadtmagazin The New Insider und als freier Autor für verschiedene Kultur-Fachmagazine tätig. Seine größte Leidenschaft gilt dem Theater, insbesondere dem Musical und der Oper, worüber er auch regelmäßig auf kulturfeder.de berichtet.

  

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