Die tpw theaterpädagogischen werkstatt GmbH hat die Videodokumentation „Was bleibt? – Unser Leben in der Pandemie“ gestartet. Durch das Projekt sollen die persönlichen Erfahrungen einzelner Personen während der Corona-Pandemie in den Fokus genommen werden.
Eine Künstlerin, ein Pastorenehepaar oder ein Restaurantbesitzer: Sie alle gehörten zu den Gesprächspartnern für die Videodokumentation „Was bleibt? – Unser Leben in der Pandemie“ der tpw theaterpädagogischen werkstatt gGmbH. Eine weitere Teilnehmerin ist Anna Kebschull. Die Landrätin des Landkreises Osnabrück berichtet, wie sie die Herausforderungen in der Krisenzeit erlebte, beruflich als auch im Privatleben. Das Video ist jetzt zu sehen unter https://youtu.be/-iBX200oxf8.
Persönliche Erfahrungen teilen
Was ist der Ansatz der Videodokumentation? Das Team der theaterpädagogischen Werkstatt hatte festgestellt, dass sich der Blick der Öffentlichkeit vornehmlich auf ganze Bevölkerungsgruppen gerichtet habe, die besonders betroffen gewesen seien: alte Menschen, Familien, Selbständige, Einzelhändler. Mit dem Videoprojekt „Was bleibt?“ habe man einzelne Personen in den Fokus genommen, um ganz persönliche Erfahrungen, Strategien und Glücksmomenten sichtbar zu machen.
Einschränkung der Freiheitsrechte
Befragt von Liane Kirchhoff und Katja Lauken gab nun auch Landrätin Kebschull Auskunft. Nur wenige Monate nach Amtsantritt drehte sich beruflich plötzlich alles um die Pandemie und nicht mehr um die politischen Themen, die Kebschull auf den Weg bringen wollte. Besonders schwer fällt ihr, Freiheitsrechte einzuschränken, um die Bevölkerung vor der Ausbreitung des Virus zu schützen. Sehr gravierend sei gewesen, dass in Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen keine Besuche mehr möglich waren. Was bleibe noch an Lebensqualität, wenn nicht einmal Angehörige zu Besuch kommen können? Einsamkeit ist ein großes Problem, von alten aber auch von jungen Menschen.
“Mangel-Erfahrung”
Einschneidend war zudem die „Erfahrung von Mangel, Mangel, Mangel“. Weder Schutzkleidung noch Desinfektionsmaterial standen ausreichend zur Verfügung. Im zum Krisenzentrum umfunktionierten Großen Sitzungssaal im Kreishaus Osnabrück mussten gravierende Entscheidungen zu sich dauernd ändernden Rahmenbedingungen im „Minutentakt“ getroffen werden. Bis zu 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren fast rund um die Uhr im Einsatz für die Kontaktnachverfolgung.
Probleme während der Corona-Pandemie
Zu Beginn erwies sich die Bestellung von Schutzmasken als besonders problematisch. Fest zugesagte Lieferungen wurden nicht eingehalten, manche Bestellungen verschwanden plötzlich. Zugleich riefen Krankenhäuser an, die mitteilten, dass sie schon am nächsten Tag nicht mehr würden arbeiten können, wenn sie keine Schutzausrüstung erhielten. Die Pandemie habe zudem den Pflegekräftemangel besonders sichtbar gemacht, sagte die Landrätin.
Verbindung zu anderen Menschen
Die Pandemie habe aber auch gezeigt, wie wichtig Beziehungen und Freundschaften seien. Die junge Generation habe erfahren, dass es Dinge gebe, die man selber nicht beeinflussen könne, die alles „auf links drehen“. Die Pandemie habe sie „krisenerprobt“ gemacht.
Weitere Informationen über das Projekt
Diese Einzelinterviews sind auf Video dokumentiert und werden der Öffentlichkeit auf der Website der tpw und einem YouTube Chanel zugänglich gemacht. Um auch die Langversionen der dokumentierten Gespräche zu einem späteren Zeitpunkt als Material und Informationsquelle für künstlerische Projekte nutzen zu können, werden sie in ein Videoarchiv übernommen.
“Was bleibt?” wird unterstützt vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur, dem Landesverband Theaterpädagogik Niedersachen e. V. und der Felicitas und Werner Egerland Stiftung. Kooperationspartner ist die Katholische Pfarrgemeinde Heilig Kreuz.