„Auferstehungsglauben weist den Weg im Dunkel der Zeit“
Ostern ist für Bischof Dominicus Meier ein Licht der Orientierung in der Dunkelheit dieser Welt. „Es ist das große Geschenk dieser Osternacht und unseres Auferstehungsglaubens, dass sie uns einen Weg weisen im Dunkel der Zeit, dass sie uns Richtung vorgeben und uns den Sinn und das Ziel unseres Lebens erschließen“, so der Osnabrücker Bischof in seiner Predigt in der Osternacht (Samstag. 19. April).
Am Karfreitag sei Jesus eingegangen in unsere Todeswelt, die mordet und tötet, Kriege führt und Menschen zu Tausenden und Abertausenden verhungern lasse. „An Ostern feiern wir, das Gott in diese Geschichte des Todes und des Mordens eingegriffen hat: Gott hat Jesus auferweckt.“ Die Auferstehung habe gezeigt, dass es noch einen Weg gibt aus der Nacht des Todes. „Aufbruch, Neues ist möglich – mir selbst, jedem anderen Menschen, uns als Kirche“, so Bischof Dominicus. Zwar blieben Fragen, Bedrängnisse, Anfechtungen und auch Niederlagen keinem Glaubenden erspart, aber sie werden von Christi Licht erhellt.
Bischof Dominicus rief in seiner Predigt die Christinnen und Christen dazu auf, als „Kinder des Lichtes“ zu leben: Als „Menschen, die österliche Lebensfreude ausstrahlen“, „Menschen der Hoffnung“ und „selbst Lichtträger“ im Alltag seien. Viele warteten auf dieses Licht, betonte er: „Haben wir den Mut, das Licht dieser wunderbaren Nacht nicht nur zu besingen, sondern es hinauszutragen und Zeugnis zu geben von Christus, dem Licht der Welt.“
Predigt von Bischof Dominicus Meier in der
Osternacht , Samstag, 19. April 2025 , im Osnabrücker Dom
„O Licht der wunderbaren Nacht, uns herrlich aufgegangen!“ – so liebe Schwestern und
Brüder, haben wir in Resonanz auf das vom Diakon feierlich gesungene Exultet unsere Stimmen
erhoben und gejubelt.
„O Licht der wunderbaren Nacht“, ja: „vom Dunkel zum Licht“, so möchte ich das Geschehen
dieser Osternacht umschreiben. In der dunklen Kirche haben wir begonnen. Tastende Schritte,
schemenhaftes Erkennen und ein beklommenes Gefühl. Dann hat sich das Licht der Osterkerze
langsam nach allen Seiten ausgebreitet und Blicke ermöglicht. Wir haben das Licht der
Osterkerze weitergegeben. Ein Sehen und Erkennen wurden möglich. In unserem Blick bleibt
die Osterkerze im Altarraum, sie ist die Mitte.
„O Licht der wunderbaren Nacht“. Gleich in der ersten Lesung hörten wir, wie Gott schon ganz
am Anfang der Schöpfung aus dem Dunkel Licht hervorgehen ließ.
Vom Licht der Feuersäule war dann im Buch Exodus die Rede: Gott hat Israel sicher durch das
Rote Meer in die Freiheit geleitet. Durch die Auferstehung ist das Licht, das von Anfang an in
dieser Welt war, neu aufgestrahlt, um endgültig unsere Dunkelheiten zu erhellen.
Als Menschen stehen und gehen wir nicht nur heute Nacht im Dunkel unseres Domes, sondern
immer wieder in den Dunkelheiten unserer Welt. Zu jedem von uns gehören die dunklen Seiten,
der Schatten, mit dem wir als Einzelne und auch als Kirche leben und den wir akzeptieren
müssen.
In uns bohren auch in dieser Nacht Fragen und Zweifel, nagen Ängste und Sorgen. Persönliches
und institutionelles Versagen und Schuld bedrücken uns. Oft wissen wir nicht mehr, wie es
weitergeht. Die Zukunft, unsere eigene wie die der Kirche, liegt für uns im Dunkel – im
Schatten. Da ist wenig Richtung, wenig Orientierung und wenig Perspektive. Viel Dunkles,
Ungelöstes und Unerlöstes überall.
„O Licht der wunderbaren Nacht, uns herrlich aufgegangen!“ – kann ich, können wir das
wirklich in dieser Nacht noch singen?
Ich glaube ja!
Am Karfreitag ist Jesus selbst eingetaucht in die Nacht unserer Ängste und Bedrängnisse, in
unsere Dunkelheit und Schattenwelt. Jesus ist eingegangen in unsere Todeswelt, die mordet und
tötet, Kriege führt und Menschen zu Tausenden und Abertausenden verhungern lässt.
An Ostern feiern wir, das Gott in diese Geschichte des Todes und des Mordens eingegriffen hat:
Gott hat Jesus auferweckt. Jesu Auferstehung hat alles Dunkle blitzartig aufgehellt und gezeigt,
dass da doch noch ein Weg ist aus der Nacht des Todes, ein Weg aus der Schattenwelt zu
neuem Leben, ein Weg aus der Schuld in die Vergebung, aus der Angst in den inneren Frieden,
ein Weg aus der Hoffnungs- und Trostlosigkeit zur Erneuerung. Aufbruch, Neues ist möglich –
mir selbst, jedem anderen Menschen, uns als Kirche.
Jesus selbst ist das Licht – Lumen Christi –, der Lichtstrahl, der diese – unsere – Nacht erleuchtet.
Seine Auferweckung hat einen neuen Anfang gesetzt, hinter den es kein Zurück mehr gibt. Nur
im Blick auf den Auferstandenen, den Christus, konnte uns der Apostel Paulus in der Lesung
zurufen: „Du bist Licht geworden in Christus. Lebe als Kind des Lichtes!“
Doch, was heißt das, als „Kind des Lichtes“ zu leben?
Es ist das große Geschenk dieser Osternacht und unseres Auferstehungsglaubens, dass sie uns
einen Weg weisen im Dunkel der Zeit, dass sie uns Richtung vorgeben und uns den Sinn und
das Ziel unseres Lebens erschließen. Der Weg des Auferstandenen ist auf das Leben in Fülle
gerichtet. Kinder des Lichtes zu sein, heißt, Menschen zu sein, die österliche Lebensfreude
ausstrahlen.
Kinder des Lichtes zu sein, heißt, Menschen der Hoffnung zu sein. Das Licht dieser Osterkerze
und die vielen Hoffnungslichter dieser Osternacht leuchten in die Nächte dieser Welt. Fragen,
Bedrängnisse, Anfechtungen und auch Niederlagen bleiben keinem Glaubenden erspart, aber
sie werden von Christi Licht erhellt.
Kinder des Lichtes sein, heißt, selbst Lichtträger zu werden. Nehmen wir nachher unsere Kerze
mit nach Hause und lassen wir sie in unserem Alltag leuchten. Viel mehr Menschen als wir
ahnen, warten auf das Licht, das wir ihnen bringen.
Ja, haben wir den Mut, das Licht dieser wunderbaren Nacht nicht nur zu besingen, sondern es
hinauszutragen und Zeugnis zu geben von Christus, dem Licht der Welt.
Ich wünsche Ihnen und Ihren Familie ein gesegnetes Osterfest und das Licht Christi auf all Ihren
Wegen.