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Nach Flucht aus Syrien: Beruflicher Neustart im Landkreis Osnabrück

Als Khadeja Houro vor drei Jahren mit ihrer Familie nach Deutschland kam, stand die berufliche Zukunft der jungen Frau, die alle beim Vornamen „Estervan“ nennen, noch in den Sternen. Die syrische Familie hatte vor ihrer Flucht aus Aleppo 2019 alles verloren: Haus, Arbeit und die Aussicht auf Frieden.

Vor ihrer Flucht, alles verloren

Jetzt haben Estervan und ihr Mann sowie deren beide Kinder nicht nur eine neue Heimat im Landkreis Osnabrück gefunden, sondern mit Unterstützung der MaßArbeit auch einen beruflichen Neuanfang geschafft: Das syrische Ehepaar arbeitet im Modehaus Brörmann in Bohmte: Während Estervan ihre Kundinnen in Sachen Mode berät, sorgt ihr Mann als Änderungsschneider für die richtige Passform der Kleidung.

Erfüllung des beruflichen Herzenswunsch

Die 29-jährige Mutter einer 13-jährigen und neun Jahre alten Tochter absolviert im Modehaus Brörmann seit September vergangenen Jahres eine Ausbildung als Einzelhandelskauffrau in Teilzeit. Der Kontakt zum Modehaus war durch ihren Mann, der dort als Änderungsschneider tätig war, entstanden. Vanessa Groth, Vermittlerin in der MaßArbeit-Außenstelle in Ostercappeln, war von Anfang an überzeugt davon, dass Estervan sich ihren beruflichen Herzenswunsch erfüllen kann: „Estervan ist trotz ihrer frühen Rolle als Ehefrau und Mutter sehr motiviert und ehrgeizig gewesen. In ihr brannte der Wunsch, durch eine Ausbildung einen fundierten Start ins Berufsleben zu schaffen, um dann zusammen mit ihrem Mann die Familie ohne staatliche Unterstützung zu versorgen. Für sie war die Flucht nach Deutschland die Chance, sich persönlich zu entwickeln.“ Die Arbeitsvermittlerin ebnete Estervan schließlich über ein Praktikum den Weg in die Ausbildung.

„Engagiert und sorgfältig bei der Arbeit“

Dass die Syrerin genau die richtige Auszubildende für das Modehaus ist, war Inhaber Frank Brörmann schnell klar: „Estervan ist sehr fleißig und hat während des zweiwöchigen Praktikums einen sehr positiven Eindruck gemacht. Dies hat für uns dann auch den Ausschlag gegeben, ihr einen unserer beiden Ausbildungsplätze anzubieten. Wir haben selten eine Auszubildende gehabt, die so engagiert und sorgfältig bei der Arbeit ist.“ Für den Chef des Familienbetriebs war die „Ausbildung in Teilzeit“ mit einer Wochenarbeitszeit von 32 Stunden Neuland. Doch diese Form der Ausbildung, die Estervan eine Betreuung ihrer Kinder ermöglicht, ist nach Aussage von Frank Brörmann problemlos umsetzbar: „Wir sind hier sehr flexibel und können die Arbeitszeiten passend einrichten. Gerade für Eltern ist das ein großer Vorteil.“

Voraussetzungen vorerst gespickt durch viele Herausforderungen

Doch die Voraussetzungen waren zunächst alles andere als optimal: Estervan Houro hat in Syrien früh geheiratet und ist mit 17 Jahren Mutter geworden, eine berufliche Existenz hatte sie sich nicht aufgebaut. Das wollte die junge Frau in Deutschland nachholen, wo sie seit 2021 nach einem fast zweijährigen Aufenthalt in einem Flüchtlingscamp in Griechenland lebt. Im Landkreis Osnabrück absolvierte das Paar nach der Ankunft zunächst einen Sprachkurs und den Führerschein Klasse B. Mit den Töchtern, die inzwischen das Gymnasium besuchen, wird zu Hause deutsch gesprochen. Um Estervan sprachlich noch weiter zu fördern, initiierte die MaßArbeit zusätzliche Maßnahmen wie ASAFlex, die ihr helfen, die Anforderungen in der Berufsschule zu bewältigen.

Der Job ist der Schlüssel zu einer gelingenden Integration

MaßArbeit-Vorstand Lars Hellmers freut sich, dass Familienbetriebe wie Brörmann Menschen wie Estervan und ihrem Mann eine Chance auf eine berufliche Zukunft in Deutschland geben: „Das Beispiel zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, dass wir die Menschen individuell unterstützen und Unternehmen begleiten und ermutigen, sich für Ausbildung- und Arbeitsuchende mit Migrationsgeschichte zu öffnen.“ Schließlich sei der Job der Schlüssel zu einer gelingenden Integration. „Dass die junge Frau aus Syrien quasi aus dem Nichts den Sprung in die Ausbildung geschafft hat: Das verdient unser aller Respekt!“

Auf eigenen Beinen stehen

Auf Bürgergeld ist die Familie inzwischen nicht mehr angewiesen: „Ich möchte mich nicht klein fühlen, sondern selbstständig sein und eigenes Geld verdienen. Eine Ausbildung zu haben ist dabei sehr wichtig“, betont sie stolz. Auch für ihre beiden Töchter wünscht sie sich, dass sie später eine Ausbildung machen, die ihnen genauso viel Freude bereitet. „Ich habe sehr viel Spaß daran, Kundinnen bei der Kleiderwahl zu beraten. Wenn sie zufrieden sind, bin ich glücklich“, sagt sie lächelnd.

 

 

 


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