Die Berlinale zieht Konsequenzen aus der kontroversen Preisgala des Vorjahres und führt Trainings für ihre Moderatoren ein. Im Fokus stehen dabei die Förderung eines offenen Dialogs und die Sensibilisierung für Antisemitismus und Rassismus. Die Intendantin der Berlinale, Tricia Tuttle, äußerte ihre Besorgnis über die hitzige Debatte und betonte die Notwendigkeit differenzierter Gespräche.
Kritik an der letzten Berlinale-Gala
Tricia Tuttle betonte in einem Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ): „Die Berlinale stellt sich gegen Antisemitismus, Rassismus und jede Art von Hassrede. Wir müssen ein offenes Gespräch ermöglichen. Die Stimmung ist zurzeit so überhitzt, dass wir Angst vor dem Dissens haben. Je mehr die Debatte sich radikalisiert, desto dringender brauchen wir einen Ort für differenzierte Gespräche. Darum drehen sich all unsere Team-Absprachen, darauf trainieren wir die Moderatoren und dafür sensibilisieren wir auch unsere Gäste.“
Die Reaktionen folgen auf den Eklat während der Abschlussgala der letzten Berlinale. Hierbei hatten Preisträger Israel öffentlich des „Genozids“ beschuldigt, was zu einer Stellungnahme der Festivalleitung vor dem Kultur- und Medienausschuss des Bundestags führte. Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) warf der Moderatorin vor, nicht gegen die polarisierenden Äußerungen eingeschritten zu sein.
Selbstkritik der Festivalleitung
Tricia Tuttle zeigte sich selbstkritisch und erklärte: „Im letzten Jahr haben wir nicht den Pluralismus erreicht, für den wir stehen. Einem Teil unserer Community gegenüber haben wir es an Mitgefühl mangeln lassen. So einseitig wie auf der Preisgala dürfen wir nicht noch einmal werden.“ Sie führte weiter aus: „Ein Beispiel, was wir hätten anders machen können, ist der Schauspieler David Cunio, der 2013 einen Film auf der Berlinale hatte und der jetzt eine der Hamas-Geiseln ist. Wenn wir auf der Gala für ihn eingetreten wären – worum wir mehrfach gebeten wurden -, dann hätte es den Tonfall des Abends schon verändert.“
Offener Dialog und Respekt
Laut Tuttle hat die anschließende Diskussion Sorgen ausgelöst, dass Israel-kritische Stimmen auf der Berlinale unerwünscht sein könnten. „Es gibt eine Sorge, ob man Kritik an Israel üben kann. Natürlich sehe ich eine rote Linie, wo es in den Antisemitismus kippt. Gleichzeitig ist es wichtig, im Gespräch zu bleiben und Komplexität zuzulassen“, so Tuttle. „Wir fordern ein respektvolles Gespräch ein und bestehen gleichzeitig darauf, dass jeder seine Meinung äußern darf.“
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