Der neue Opel Frontera Electric zeigt sich bei der ersten Ausfahrt durch das Osnabrücker Land als pragmatischer Alltagsheld: viel Platz, solide Technik, klarer Fokus auf Funktion. Der Frontera ist ein erfrischender Gegenentwurf zu vielen Lifestyle-SUV. Man vermisst nichts – und das ist die größte Stärke des neuen Frontera, den es auch als Hybrid und Verbrenner gibt.
Das kantige SUV, das einen bekannten Namen aus der Opel-Historie trägt, will nicht auffallen, sondern überzeugen – mit unkomplizierter Bedienung, komfortabler Fahrweise und einem Preis, der angesichts des Raumangebots positiv überrascht. Wer ein praktisches Elektroauto für Stadt, Land und Familie sucht, sollte hier genau hinschauen.

Der neue Opel Frontera: Bekannter Name, neue Mission
Opel hat den Namen Frontera reaktiviert, Bereits von 1991 bis 2004 gab es dieses Modell, das damals die SUV-Welle vorweg nahm und im Grundsatz ebenso robust und praktisch war, wie sein moderner Nachfolger. Doch mit dem kantigen Geländewagen der 90er hat das neue Modell im Detail nur wenig gemein – die Zeiten, die Technik und auch die Ansprüche haben sich gewandelt. Der neue Frontera ist ein alltagstaugliches Kompakt-SUV, das in der elektrischen Variante lokal emissionsfrei unterwegs ist. Er misst 4,39 Meter in der Länge und liegt damit zwischen dem kleineren Mokka und dem größeren Grandland – ist in diesem Trio aber eindeutig der pragmatischste Opel-SUV.
Konsequent praktisch statt Prestige
Schon beim Einsteigen wird klar: Hier geht es um Übersichtlichkeit und Platz, nicht um Prestige. Der Innenraum wirkt aufgeräumt, mit klaren Linien und zwei gut ablesbaren Displays. Besonders positiv: Die erhöhte Sitzposition und der direkte Blick nach vorne schaffen Vertrauen. Opel verzichtet auf überladene Touch-Oberflächen und setzt stattdessen auf klassische Schalter und eine Smartphone-Integration per Halterung und App. „Digital Detox“ nennt der Hersteller das – und tatsächlich fühlt sich das Konzept im Alltag angenehm stressfrei an. Und ist es nicht toll, statt mit einem Startknopf ein Auto wieder mit einem klassischen Zündschlüssel zu starten? Das ist angenehm „retro“, ohne dabei einem Zeitgeist hinterherzulaufen.

Elektroantrieb des Frontera mit Fokus auf Komfort
Der elektrische Frontera kommt mit einem 83 kW (113 PS) starken Antrieb daher, der über die Vorderräder seine Kraft entfaltet. Der Vortrieb wirkt kultiviert, nicht sportlich – aber das ist im Kontext dieses Fahrzeugs kein Nachteil. Die Beschleunigung reicht locker für den Alltag und sorgt vor allem im Stadtverkehr für ein angenehm spontanes Fahrgefühl. Auch bei Überlandfahrten rund um Osnabrück zeigte sich der Antrieb souverän, wenn auch nicht dynamisch überambitioniert. Vorteil: Das schont die Batterie (44 kWh) und sorgt für eine Reichweite, die Opel mit realisitsch einzuschätzenden 305 Kilometern angibt. Geladen wird mit maximal 100 kW an Schnellladesäulen (DC), was für einen Nachladevorgang auf 80 % rund 30 Minuten bedeutet. In Vorbereitung ist eine Long-Range-Version, die die Reichweite um zusätzliche 100 Kilometer verlängern soll.
Fahrwerk und Lenkung: angenehm unauffällig
Das Fahrverhalten des Frontera ist geprägt von einer Ruhe, die das robuste Äußere nicht erwarten lässt. Unebenheiten im städtischen Asphalt filtert das Fahrwerk wirkungsvoll heraus, auch auf Kopfsteinpflaster bleibt der Komfort erhalten. Trotz der eher weichen Abstimmung neigt das hohe SUV kaum zum Wanken – Kurven lassen sich damit sicher und unaufgeregt durchfahren. Die Lenkung ist leichtgängig und macht das Rangieren in engen Straßen oder auf Supermarktparkplätzen zum Kinderspiel.

Auf Wunsch gibt es sogar eine dritte Sitzreihe
Materialwahl und Verarbeitung zeigen die preisbewusste Positionierung des Frontera. Hartplastik dominiert an Türen und Armaturenbrett, dafür punktet Opel mit funktionalen und durchdachten Details – etwa Gummibändern mit grafischem Muster in der Mittelkonsole, die lose Gegenstände sicher fixieren. Die Sitze bieten eine straffe Polsterung, könnten aber für größere Fahrer eine längere Sitzfläche vertragen. Hinten sitzt man angenehm luftig, auch zu dritt. Auf Wunsch und für einen moderaten Aufpreis ist sogar eine dritte Sitzreihe erhältlich, die den Frontera zum Siebensitzer macht – einzigartig in dieser Klasse, aus technischen Gründen allerdings nicht für die vollelektrische Variante.
Ein Gepäckfach, das ordentlich was wegsteckt
Das eigentliche Highlight ist der Kofferraum: Mit 460 Litern Ladevolumen bei aufgestellten Rücksitzen übertrifft der Frontera viele Mitbewerber. Bei umgeklappter Rückbank (60:40 teilbar) wächst das Volumen auf bis zu 1.600 Liter – ein Wert, der auch Kompaktkombis Konkurrenz macht. Die Beladung gelingt dank niedriger Ladekante (77 cm) und ebenem Ladeboden angenehm rückenschonend. Wer mehr Flexibilität möchte, kann den Frontera mit Verbrennungsmotor auch als Siebensitzer bestellen – die beiden Zusatzplätze in der dritten Reihe eignen sich allerdings eher für Kinder.

Preise und Ausstattung des elektrischen Frontera
Preislich positioniert sich der elektrische Frontera deutlich unterhalb vieler Mitbewerber. Die getestete Variante in der GS-Ausstattung bietet Zweifarblack, Touchscreen, Rückfahrkamera und zahlreiche Komfortfunktionen – und bleibt dennoch unter der 33.000-Euro-Marke. In der Basisversion „Edition“ verzichtet Opel bewusst auf digitale Spielereien und setzt stattdessen auf Smartphone-Integration per App. Das senkt nicht nur den Preis unter die 30.000er Marke, sondern reduziert auch die Komplexität – ein Konzept, das in dieser Klasse durchaus gefällt.
Frontera bedeutet: Funktion vor Eitelkeit
Der Opel Frontera Electric ist kein Showcar, sondern ein bodenständiger Begleiter für den Alltag. Wer ein elektrisches SUV ohne viel Firlefanz sucht, wird mit dem Frontera schnell warm. Er fährt ruhig, bietet überraschend viel Platz und bleibt preislich auf dem Teppich – gerade in Zeiten teurer E-Offensiven ein erfrischender Gegenentwurf. Dass Opel dabei auf altbekannte Werte wie Übersicht, Praktikabilität und solide Verarbeitung setzt, tut dem Konzept keinen Abbruch – im Gegenteil: Man vermisst nichts. Und manchmal ist genau das die größte Stärke.
Das Testfahrzeug wurde uns von der Firma Rahenbrock Automobile an der Hansastraße zur Verfügung gestellt.
Die Redaktion hat das Fahrzeug mit 100% Ökostrom des Anbieters EnBW geladen.