Eine aktuelle Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW Köln) zeigt, dass viele Autofahrer auf deutschen Autobahnen auch ohne ein verpflichtendes Tempolimit die empfohlene Richtgeschwindigkeit von 130 km/h einhalten. Die Durchschnittsgeschwindigkeit hat sich im Vergleich zu den Vorjahren weiter verringert.
Ergebnisse der IW-Analyse
Die Untersuchung des IW Köln, über die die Zeitungen der Funke-Mediengruppe berichten, zeigt, dass Pkw-Fahrer zuletzt im Durchschnitt 113,5 km/h fuhren. Dies sind 3 km/h weniger als bei einer vorherigen Erhebung aus dem Jahr 2021. Die Daten stammen aus automatischen Zählstationen auf Autobahnen ohne dauerhaftes Tempolimit in Nordrhein-Westfalen und wurden zwischen Mitte Mai und Ende August 2024 erhoben. Nordrhein-Westfalen verzeichnet die meisten angemeldeten Pkw und das dichteste Autobahnnetz in Deutschland. Thomas Puls vom IW erklärt: „Unsere Daten zeigen deutlich, dass die absolute Masse der Autofahrer versucht, die Richtgeschwindigkeit einzuhalten. Die meisten scheinen, selbst, wenn sie 200 fahren könnten, keine Lust darauf zu haben“ (Funke-Zeitungen).
Detailanalysen und weitere Erhebungen
Die Analyse des IW zeigt, dass fast 83 Prozent der erfassten Pkw die Richtgeschwindigkeit von 130 km/h einhielten oder darunter blieben. Weitere 10,5 Prozent fuhren zwischen 130 und 140 km/h, während lediglich 7,5 Prozent deutlich schneller unterwegs waren. Nur ein Prozent fuhr schneller als 160 km/h. Laut Thomas Puls sank die Durchschnittsgeschwindigkeit im Jahr 2022 auf 115,2 km/h, was auf ein gestiegenes Verkehrsaufkommen zurückzuführen sein könnte: „Die durchschnittliche Geschwindigkeit hat noch einmal spürbar abgenommen im Vergleich zu Corona-Zeiten. Eine Erklärung dafür kann sein, dass es wieder voller geworden ist, auch, weil mehr Menschen, anstatt im Homeoffice zu arbeiten, wieder ins Büro fahren.“
Daten des Bundesverkehrsministeriums bestätigen, dass die Verkehrsstärke auf allen deutschen Autobahnen 2023 im Vergleich zu 2021 um etwa zehn Prozent gestiegen ist. Thomas Puls sieht hingegen kaum Einfluss durch die Spritpreise: „Zwischen unseren unterschiedlichen Messungen gab es enorme Sprünge bei den Spritkosten, vor allem in Folge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine. Der Effekt sei aber gering.“
Weitere Mobilitätstrends
Die Untersuchung dokumentierte insgesamt fast 1,9 Milliarden Beobachtungen von vorbeifahrenden Pkw und zusätzlich fast 350 Millionen Nutzfahrzeuge. Eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 86 km/h wurde für Lkw und kleinere Transporter erfasst.
Die gemessenen Geschwindigkeiten variierten auch je nach Wochentag und Uhrzeit. An Wochenenden lag die Geschwindigkeit bei 116,5 km/h, 4,3 km/h höher als an Werktagen. Morgendliche Rushhour wurde nicht beobachtet, das Verkehrsaufkommen steigt linear bis 16-17 Uhr und fällt danach „annähernd linear“ bis Mitternacht ab.
Zuletzt forderte ein Bündnis aus 14 Organisationen erneut ein Tempolimit auf Autobahnen. Thomas Puls kommentiert: „Im Verkehrssektor gibt es viel größere Probleme. So muss die Politik dringend eine Antwort auf die Infrastrukturkrise liefern. Die Debatte um ein einheitliches Tempolimit ist gemessen an dem, was es leisten kann, überzogen.“
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