Auge in Auge mit einem Löwen: Medizinische Untersuchung bei Löwe Amani im Zoo Osnabrück

Tierärztin Dr. Antje Nägele untersucht den Augendruck von Löwe Amani. Die narkotisierte Großkatze hat von der Untersuchung nichts gespürt. / Foto: Zoo Osnabrück (Lisa Simon)

Löwe Amani im Zoo Osnabrück wurde vergangene Woche am Auge untersucht. Hier hatten sich in letzter Zeit immer mehr dunkle Pigmente gebildet. Unterstützt wurden die Tierärzte des Zoos von einer Tierärztin mit dem Arbeitsschwerpunkt Augenheilkunde aus Münster. Anders, als zunächst befürchtet, musste am Auge jedoch nicht operiert werden. Die Blutwerte und das Verhalten des Löwen zeigen dennoch Auffälligkeiten.

Äußerlich ließ sich Löwe Amani kaum etwas anmerken, doch die aufmerksamen Tierpflegerinnen und Tierpfleger merken es schnell, wenn etwas mit ihren Schützlingen nicht stimmt. „In der Wildnis versuchen Wildtiere immer Schwächen zu verbergen, so auch wenn sie krank werden. Da auch Tiere im Zoo Wildtiere bleiben, machen sie es hier genauso“, erklärt Andreas Wulftange, zoologische Leitung im Zoo Osnabrück. „Unsere Tierpflegerinnen und Tierpfleger haben jeden Tag Kontakt zu den Tieren und bemerken als erste, wenn sich etwas im Verhalten der Tiere ändert, das auf eine Krankheit hinweisen könnte. So etwas wird dann immer schnell an unsere Tierärzte Thomas Scheibe und Jannis Göttling weitergegeben.“

So war es auch bei Löwe Amani, bei dem dunkle Pigmente im rechten Auge von den Tierpflegern entdeckt wurden. „Auch, wenn immer eine Absperrung zwischen unseren Tierpflegern und den Löwen ist, kommen sie sehr nah an die Großkatzen heran und sehen sogar Details in ihren Augen. Amani hat zwar schon sehr lange dunkle Pigmente im Auge, was nicht unbedingt ungewöhnlich ist, neu war jedoch, dass die dunklen Stellen vom Rand her zunahmen“, berichtet Wulftange. Hinzu kamen noch weitere Symptome wie gelegentliches Erbrechen, weshalb die Tierärzte entschieden Amani unter Narkose genauer zu untersuchen. „Bei Großkatzen wie Löwen können wir zunächst immer nur das Verhalten beobachten, da ein direkter Kontakt zu den Tieren im Wachzustand viel zu gefährlich ist. Die Narkose erlaubt uns ganz nah am Tier eingehende Untersuchungen durchzuführen, Blutproben zu nehmen und den Körper nach ungewöhnlichen Stellen abzutasten“, erklärt Tierarzt Thomas Scheibe.

Vorläufige Entwarnung am Auge

Für die Untersuchung von Amanis Auge holten sich Scheibe und Göttling Unterstützung von der Münsteraner Tierärztin Dr. Antje Nägele. „Augen sind aus medizinischer Perspektive ein sehr kompliziertes Fachgebiet. Es ist darum immer gut sich zusätzliche Expertise von einer Kollegin zu holen, die sich auf den Bereich spezialisiert hat“, so Scheibe. Während der Untersuchung nahm Nägele zudem Kontakt zu einem Kollegen aus München auf, um sich eine zusätzliche Fachmeinung einzuholen. Glücklicherweise erwiesen sich die Pigmente in Amanis Auge aber vorerst als unbedenklich.

„Der Augendruck war normal und die Betrachtung der Pigmente hat nicht auf eine akute Gesundheitsgefährdung hingewiesen. Wir gehen davon aus, dass es sich um eine ungefährliche Zellstörung handelt. Allerdings wird Amani weiter beobachtet, da es auch durchaus etwas Gravierenderes wie eine Krebserkrankung seien könnte.“ Eine sichere Diagnose wäre nur möglich, wenn die Tierärzte eine Probe vom Auge nehmen könnten, wie Scheibe erklärt. „Das ist allerdings unmöglich, ohne das Auge irreparabel zu beschädigen. Dafür müssten wir sogar das komplette Auge entfernen, was wir natürlich nicht möchten.“ Für die Tierärzte sei dies im schlimmsten Fall jedoch eine Option. „Wenn sich bei späteren Untersuchungen herausstellen sollte, dass es sich doch um einen bösartigen Tumor handelt, könnte das Entfernen des Auges die einzige Möglichkeit sein, um das Leben von Amani zu schützen. Wir hoffen jedoch, dass es nicht soweit kommt“, so Scheibe.

Auffällige Nierenwerte

Während die Augen zunächst nicht behandelt werden müssen, weisen die Blutergebnisse, die während der Untersuchung genommen wurden, ungewöhnliche Nierenwerte auf. Scheibe vermutet hierin die Ursache für Symptome wie das Erbrechen. „Die Niere ist bei Tieren genauso wie bei Menschen für das Filtern von Schadstoffen in unserem Körper zuständig, die wir zum Beispiel ganz natürlich über die Nahrung aufnehmen. Wenn die Nieren nicht mehr richtig arbeiten, beeinflusst das auch den allgemeinen Gesundheitszustand des Körpers“, so Scheibe.

Für Wildtiere wie Löwen gibt es hierfür keine Behandlungsmöglichkeiten. „Wir müssen abwarten, wie genau sich eine verminderte Nierenleistung bei Amani auswirkt und werden ihn deshalb weiterhin genau beobachten.“ Männliche Löwen werden im Durchschnitt 15 Jahre alt. Mit fast 14 Jahren hat Amani inzwischen also ein relativ hohes Alter erreicht, weshalb auch die gesundheitlichen Beschwerden zunehmen können. Dank der Tierärzte im Zoo Osnabrück wird er aber auch in diesem Lebensabschnitt sehr gut versorgt.


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