Beeindruckende Zahlen, große Herausforderungen und wichtige Aufgaben prägen die Arbeit im Tourismus und Stadtmarketing. Das wurde in einem Pressegespräch deutlich. Insgesamt entwickelte sich der Tourismus enorm positiv. Während aber im Landkreis der Bereich der Hotellerie gestärkt werden müsse, sind weitere Bauten in der Stadt nicht ratsam. Darüber informierte die “Osnabrück – Marketing und Tourismus GmbH” (OMT).
Vor fünf Jahren waren die Bruttoumsätze im Tourismus noch unter der Milliarde Euro geblieben, mittlerweile machen Umsätze von 1,028 Mrd. Euro die Wichtigkeit des Wirtschaftsfaktors Tourismus deutlich. Das zeigt die Untersuchung des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr (dwif) aus München, das diese Studien seit Jahren bundesweit durchführt.
Geschäftsreisetourismus und Übernachtungen
Während in Osnabrück der Tages- und Geschäftsreisetourismus das Geld in die Kassen des Einzelhandels, des Gastgewerbes und des Dienstleistungssektors spült, sind es im Landkreis die Übernachtungsgäste. Insgesamt kann die Reisedestination Osnabrücker Land – und damit sind Landkreis und Stadt zusammen gemeint – über 30 Mio. Aufenthaltstage verzeichnen. Darunter 2,2 Mio. Übernachtungen in gewerblichen Betrieben, 900.000 in Privatzimmern, Ferienwohnungen und auf Campingplätzen. Weitere 3,4 Mio. Übernachtungen finden auf den Sofas statt, also bei Freunden und Bekannten. Rund 24 Mio. Tagesgäste kommen im Rahmen von Geschäftsreisen oder Tagesausflügen.
Tourismus sichert Arbeitsplätze
Diese Umsätze sichern rund 18.800 standortgebundene Arbeitsplätze und garantieren ein Steueraufkommen von 95,3 Mio. Euro allein aus der Mehrwert- und Einkommensteuer. Oberbürgermeister Wolfgang Griesert merkte an, dass Stadt und Landkreis zwar nicht eins zu eins von den Einnahmen profitierten: „Dennoch sind die Zahlen insgesamt bemerkenswert und verdeutlichen die Wirtschaftskraft, die aus dem Tourismus und Stadtmarketing erwächst.“
„Es lohnt sich also“, ergänzte Petra Rosenbach, Geschäftsführerin des OMT, „in den Tourismus zu investieren, sich um gute Rahmenbedingungen und die Belange von Betrieben zu kümmern.“ Schließlich gibt der Hotelgast im Osnabrücker Land mittlerweile gut 129 € pro Nacht aus. Der Ausflugsgast investiert 26 Euro pro Tag. Bei Übernachtungen in Privatquartieren werden immerhin noch rund 83 Euro bezahlt und auf Campingplätzen sowie bei Privatbesuchen liegen die Tagesausgaben zwischen 26 und 31 Euro.
Risiko durch neue Hotels in der Stadt
Damit auch in den kommenden Jahren Erfolge zu vermelden sind, haben die
Verantwortlichen einen Hotelmasterplan für den Landkreis und die Stadt in Auftrag gegeben. Die Experten vom Beratungsunternehmen PROJECT M aus Hamburg und München haben eine detaillierte Analyse der aktuellen Hotelmarktsituation angefertigt und kommen zu interessanten Ergebnissen:
Noch sei das Angebot in Stadt und Landkreis ausgewogen, die anstehenden Hotelbauten als Bereicherung zu werten. Aber ein weiterer Ausbau, gerade der Kettenhotellerie, berge klare Risiken. Während die Stadt das Bettenwachstum steuern und Erweiterungen nur noch in Marktnischen, zum Bespiel mit einem Campushotel, zulassen sollte, müssen die Hotelbetriebe im Landkreis gestärkt werden. Dort sind einige Hotels in die Jahre gekommen und weisen einen Modernisierungs- und Renovierungsstau auf.
Vielfach liege das an fehlenden Nachfolgern, so dass die jetzigen Betreiber nicht mehr investieren wollten, so die Gutachter. Rosenbach macht die Handlungsempfehlungen konkret: „Es ist erklärtes Ziel, einen Beraterpool für die Betriebe aufzubauen und eine „Tourismusakademie“ mit Fortbildungsangeboten ins Leben zu rufen, um die Betriebe auf dem Weg in die Zukunft zu begleiten.“ Werde die Entwicklung nicht aktiv gesteuert, so die Gutachter, drohten Preisdumping, Verdrängungswettbewerb und Qualitätseinbußen.
Mit einem gezielten Ausbau in Potenzialräumen, die die Gutachter ebenfalls kreisweit identifiziert haben, ließe sich in zehn Jahren eine Steigerung bei den Übernachtungen von 30% generieren. Trotz des Handlungsbedarfs, so Rosenbach, gebe es natürlich auch heute schon eine Vielzahl professionell arbeitender, engagierter Gastgeber, die für den Erfolg des Osnabrücker Landes stünden.
Rahmenbedingungen schaffen
Oberbürgermeister Griesert erläutert, dass die Stadt die Rahmenbedingungen dafür schaffen müsse, damit die Gastgeber die Hotelkapazitäten auch füllen könnten. Daher habe sich die Stadt vorgenommen, ihre Attraktivität als Wirtschafts- und Hochschulstandort zu nutzen und immer wieder auch Gastgeberin großer Veranstaltungen zu sein. „Auch der Bereich Tagungen und Kongresse ist als hoher Frequenzbringer ein wichtiger Baustein der neuen Tourismus GmbH.“ Eine Broschüre, Social Media Aktivitäten und ein moderner Internetauftritt sind der neue Instrumentenkasten für die Veranstaltungsakquise.
Neue Organisationen
„Die genannten Zahlen und Herausforderungen zeigen, wie eng Stadt und Landkreis touristisch verwoben sind und sich ihre Schwerpunkte für die Gäste zu einem optimalen Angebot ergänzen“, erklärte Griesert. Er begrüße daher ausdrücklich die Gründung der neuen Tourismusgesellschaft zum 1. April 2020 und freue sich, dann als Vorsitzender des neuen Aufsichtsrates, auf die Zusammenarbeit mit den Kommunen im Landkreis. Die OMT
könne sich im Gegenzug ganz auf die städtischen Themen konzentrieren.