Der Autor und Filmemacher Alexander Kluge warnt eindringlich vor einer weltweiten Aufrüstung und betont die unberechenbare Natur von Kriegen. Für den 93-Jährigen ist der Glaube an technische Überlegenheit im Krieg eine gefährliche Illusion, die den Irrtum verstärke, einen Feind restlos besiegen zu können.
Kluge warnt vor Illusionen des Sieges
Autor und Filmemacher Alexander Kluge hat sich kritisch zur aktuellen Diskussion um Aufrüstung und moderne Kriegsführung geäußert. Im Gespräch mit der Wochenzeitung „Die Zeit“ schilderte Kluge, dass ein Krieg für ihn ein „Dämon“ sei, der seiner eigenen, unberechenbaren Logik folge und sich keinem Urteil unterwerfe. „Wenn man heute glaubt, man könne mit Drohnen, Raketen, Fernwaffen einen Krieg gewinnen, ist das eine Illusion“, sagte Kluge laut „Die Zeit“.
Kluge, der selbst als 13-Jähriger den Krieg erlebte, als im Frühjahr 1945 alliierte Bomber seine Heimatstadt Halberstadt angriffen, warnt vor der fatalen Vorstellung, einen Feind vollständig vernichten zu können. Diese Vorstellung ziehe sich durch die gesamte Geschichte der Kriege – von Troja bis in die Gegenwart. „Zerstörte Städte, zertrümmerte Steine bilden kein Fundament für einen echten Frieden“, betonte Kluge gegenüber „Die Zeit“.
„Man kann einen Krieg nicht wirklich gewinnen“
Laut Kluge gäbe es in Kriegen keine Gewinner: „Man kann einen Krieg nicht wirklich gewinnen. Das ist das eigentliche Paradox: Von Troja bis heute bleibt es eine Illusion, dass der Sieger tatsächlich siegt.“ Weiter erklärte Kluge: „Wer auch immer siegt, stürzt ab.“
Wege zum Frieden durch Perspektivwechsel
Anstelle von Aufrüstung hält Kluge „Generosität“ und die Fähigkeit, sich in die Perspektive des Gegners hineinzuversetzen, für notwendig, um einen Friedensdeal zu ermöglichen. Er sagte laut „Die Zeit“: „Ich muss mich ganz in die Perspektive des Gegners hineinversetzen: Was könnte ihm so wichtig sein, dass er bereit ist, seine Verbrechen zu beenden, seine Irrtümer einzusehen?“ Es gehe darum, den Punkt zu finden, „an dem selbst ein Tyrann oder ein Böser bereit wäre, einem Deal zuzustimmen“.
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