Die Gesundheitsversorgung in Osnabrück steht möglicherweise vor einer tiefgreifenden Umwälzung. In einer Aktuellen Stunde im Rahmen der Ratssitzung am Dienstagabend (11. Februar) wurde intensiv über eine engere Zusammenarbeit zwischen Stadt, Klinikum Osnabrück und dem Niels-Stensen-Klinikverbund diskutiert. Ziel ist es, Kosten zu sparen und gleichzeitig die medizinische Versorgung zu optimieren.
Kooperation statt Konkurrenz
Eine verstärkte Kooperation zwischen den Kliniken steht im Raum, um Synergien zu schaffen. Mögliche Optionen reichen von einer engen Zusammenarbeit bis hin zu einer Fusion. „Wir stehen am Beginn eines sehr umfangreichen Prozesses“, betonte Ratsvorsitzender Michael Hagedorn (Grüne). Dabei soll parteipolitische Einflussnahme keine Rolle spielen. „Wir müssen das Klinikum aus allen Parteien-Streitigkeiten heraushalten“, forderte Dr. Fritz Brickwedde (CDU) und betonte, dass die beste Gesundheitsversorgung für die Region im Mittelpunkt stehen müsse.
Finanzielle Notlage zwingt zu Veränderungen
Die finanzielle Situation der Kliniken macht ein Umdenken erforderlich. 2025 muss die Stadt Osnabrück 16,9 Millionen Euro zuschießen, um das Klinikum zu stabilisieren. Dass die Niels-Stensen-Kliniken nicht bereits 2024 in die Insolvenz gerutscht sind, ist nur einer Bürgschaft des Bistums Osnabrück in Höhe von 31 Millionen Euro zu verdanken.
Bereits jetzt gibt es erste Absprachen zur Zusammenarbeit in der Senologie, Urologie und Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie. Die bisherigen Gespräche wurden von den Beteiligten als „sehr konstruktiv“ bewertet.
Parteien uneinig über Zukunftsmodell
Während CDU und Grüne alle Optionen offenhalten wollen, lehnt die SPD eine Fusion kategorisch ab. „Eine Fusion ist ein Tabu, eine Grenze. Das werden wir niemals mittragen“, stellte Elena Moormann (SPD) klar. „Gesundheit ist keine Ware, sondern ein Grundrecht“, betonte Nicole Emektas (Linke) und sprach sich gegen eine Privatisierung aus.
Oberbürgermeisterin Katharina Pötter (CDU) stellte klar, dass eine Privatisierung kein Thema sei. „Die Marktsituation ist nicht so, dass sich private Unternehmen so etwas ans Bein binden würden“, so Pötter. Sie betonte zudem, dass Gespräche „ohne jegliches Denkverbot“ geführt werden sollten, um die „bestmögliche Lösung für Osnabrück“ zu finden.
Kritik am AMEOS-Klinikum
In der Debatte wurde auch deutliche Kritik an den Zuständen im AMEOS-Klinikum geäußert. Elena Moormann bezeichnete diese als „eine Schande für den Gesundheitsstandort Osnabrück.“ Die Landtagsabgeordneten Verena Kämmerling (CDU) und Frank Henning (SPD) waren deshalb bereits im Dezember 2024 aus dem Klinik-Beirat zurückgetreten, die Osnabrücker Grünen forderten daraufhin, alle Missstände am AMEOS zu beseitigen.
Blick in die Zukunft
Die Gespräche über die Zukunft der Osnabrücker Gesundheitsversorgung werden fortgesetzt. Die Oberbürgermeisterin setzt dabei auf eine offene Diskussion: „Wir sind es den Menschen in unserer Stadt schuldig, dass wir uns hinsetzen und miteinander sprechen.“ Langfristig steht die Idee im Raum, einen großen Maximalversorger für die Region zu schaffen. Wie dieser konkret aussehen wird, bleibt abzuwarten.