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Ärzte aus Osnabrück warnen: Nutzung der elektronischen Patientenakte derzeit zu riskant

Nach einem schweren Sicherheitsvorfall im Zusammenhang mit der elektronischen Patientenakte (ePA) sprechen sich Osnabrücker Ärztinnen und Ärzte deutlich gegen eine Nutzung des Systems in der aktuellen Form aus. Anlass ist ein Bericht des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“, wonach IT-Experten des Chaos Computer Clubs (CCC) den erweiterten Schutz der ePA aushebeln konnten.

„Solange die Datensicherheit nicht vollumfänglich gewährleistet ist, gefährden wir das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient und setzen hochsensible Gesundheitsdaten einem unkalkulierbaren Risiko aus“, warnt Dr. Steffen Grüner, Vorsitzender der Bezirksstelle Osnabrück der Ärztekammer Niedersachsen. „Ich sehe mich in der Pflicht, Ärztinnen und Ärzten sowie Patientinnen und Patienten eindringlich zu empfehlen, die Nutzung der ePA vorerst zu unterlassen.“

Grüner verweist dabei auf eine Aussage von Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach aus dem Januar 2025, der die Einführung der ePA davon abhängig machte, dass „alle Hackerangriffe technisch unmöglich gemacht worden sind.“ Dieser Anspruch, so Grüner, sei nun nachweislich nicht erfüllt.

Neben den IT-Sicherheitsmängeln sehen die Osnabrücker Ärztinnen und Ärzte auch strukturelle Schwächen des Systems kritisch. So bemängeln sie unter anderem:

  • Keine Lesbarkeit der ePA im Ausland
  • Kein Speicherplatz für bildgebende Verfahren wie MRTs
  • Unzureichende Honorierung der Befüllung (zwischen 1,86  Euro und einmalig 11,03  Euro)

„Wir stehen der Digitalisierung im Gesundheitswesen grundsätzlich offen gegenüber“, betont Grüner. „Doch Digitalisierung darf nicht auf Kosten von Versorgungssicherheit, ärztlicher Verantwortung und der Datensouveränität der Patientinnen und Patienten gehen.“

Grüner und seine Mitunterzeichner fordern deshalb die Bundestagsabgeordneten der Region auf, beim Bundesministerium für Gesundheit sowie bei der gematik auf eine sofortige Überarbeitung der ePA hinzuwirken. Ziel müsse ein Sicherheitsstandard „auf höchstem technischen Niveau“ sein. Bis dahin sei „Zurückhaltung aus Sicht der Ärzteschaft der einzig verantwortungsvolle Weg.“

Unterzeichnet wurde die Stellungnahme neben Dr. Steffen Grüner auch von Karl-Ernst Brockhaus (Ärztevereinsvorsitzender Bersenbrück), Hale Sentürk, Dr. Aneta Grajda, Dr. Thomas Thiele, Dr. Erik Beeke, Herwig Butz, Damir Tabakovic, Dr. Constantin Cichon, Dr. Rainer Wölbling und PD Dr. Cornelius Bachmann.

 
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