Bereits zum achten Mal hob sich am vergangenen Wochenende (20./21. Dezember) im Alando Ballhaus gleich zweimal der Vorhang für das Konzert „Swingin‘ Christmas“, und schon beim Betreten des Saals war klar: Hier ging es nicht um besinnliche Zurückhaltung, sondern um festliche Opulenz.
Nach kurzer Pause endlich zurück
Das Haus war an beiden Abenden voll, der Raum weihnachtlich geschmückt, kleine Lichterketten zogen sich durch den gesamten Saal, ein festlich dekorierter Weihnachtsbaum thronte auf der Bühne. Dahinter flimmerten auf einer Videowand winterliche Landschaften, die dem Abend einen fast filmischen Rahmen gaben. Dass die Veranstaltung nach einer Pause in den Jahren 2023 und 2024 nun 2025 zurückkehrte, war spürbar ein emotionaler Moment – nicht zuletzt für die Initiatoren Barbara und Jörg Niederrer, die ihr Erfolgsprogramm zwei Wochen zuvor bereits in Lohne gezeigt hatten.

Swingender Glanz und musikalische Präzision
Im Zentrum des Abends stand eine achtköpfige Swingband unter der Leitung von Jörg Niederrer am Klavier, die vom ersten Takt an mit stilistischer Sicherheit und großer Spielfreude überzeugte. Der Sound war warm, elegant und präzise – der Swing wirkte zugleich nostalgisch und zeitlos. Die Arrangements verliehen bekannten Weihnachtsliedern neue rhythmische Energie, ohne deren melodische Identität zu verstecken. Klassiker wie „Jingle Bells“, „Rudolph the red nosed Reindeer“, „Leise rieselt der Schnee“ oder „Hark! The herald Angels sing“ erschienen in überraschenden harmonischen Farben, mal lässig federnd, mal mit sattem Bigband-Groove.

Besonders trug das sechsköpfige Gesangsensemble den Abend: Barbara Niederrer, Farina Ruhe und Sabrina Vieweber bildeten ein fein austariertes Sängerinnentrio, dessen Stimmen sich geschmeidig ineinanderfügten, während Mathias Meffert, Jürgen Brehm und Jonas Janßen auf der männlichen Seite mit charakterstarken Timbres und präziser Phrasierung glänzten. Die Balance zwischen Chorpassagen und solistischen Momenten war klug gesetzt, nichts wirkte zufällig, alles folgte einer dramaturgischen Linie, die das Publikum sicher durch den Abend führte.

Humor, Herz und Haltung
Neben musikalischer Qualität lebte „Swingin‘ Christmas“ von seinem Humor. Immer wieder entstanden witzige Dialoge und Wortgefechte, vor allem zwischen Mathias Meffert und Jürgen Brehm, die sich sichtbar vergnügt die Pointen zuspielten. Diese Leichtigkeit kippte nie ins Alberne, sondern schuf Nähe und eine entspannte, fast familiäre Atmosphäre im Saal. Zudem legten die beiden am Institut für Musik in Osnabrück ausgebildeten Musicaldarsteller steppend eine heiße Sohle aufs Parkett.

Dass der Abend mehr war als Unterhaltung, zeigte sich spätestens im Finale. Bei der Zugabe wurde der Swing buchstäblich greifbar mit einer Trommel-auf-Tisch-Performance von „Little Drummer Boy“. Eine bewusst hässliche Tanne wurde für 115 Euro versteigert, der Erlös kam Unicef zugute. Auch eine verlorene Saalwette zahlte auf den guten Zweck ein: Während eines Songs entstanden auf der Bühne mehrere Rentiere aus Luftballons – sehr zum Vergnügen des Publikums, das sich sportlich geschlagen gab.

Mehr als 200.000 Euro für Unicef
„Swingin‘ Christmas“ bewies am Ende eindrucksvoll, wie Musik, Humor und gesellschaftliche Verantwortung eine stimmige Einheit bilden können. Der karitative Kern des Abends blieb dabei stets präsent, ohne belehrend zu wirken. Der Reinerlös des Konzerts floss vollständig an Unicef, über die Jahre waren so bereits mehr als 200.000 Euro zusammengekommen. In diesem Jahr wurden mit den Spenden Kinder in der Ukraine, in Gaza und im Sudan unterstützt.
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