150 Stühle vor dem Osnabrücker Rathaus: Stiller Azubi-Protest

Bislang gab es “nur warme Worte” von den öffentlichen Arbeitgebern, zu denen neben der Stadt- und Kreisverwaltung auch die Sparkasse und die Stadtwerke gehören.
Um auf ihre Forderungen aufmerksam zu machen, organisierten die Azubis einen stillen Protest. Jeder der 150 Stühle vor dem Osnabrücker Rathaus symbolisierte einen Auszubildenden.

Gemeinsam mit der Gewerkschaft ver.di machten die Auszubildenden des öffentlichen Dienstes auf die laufende Tarifrunde sowie ihre Erwartungen und Forderungen aufmerksam. Die in Stellvertretung für die Auszubildenden auf dem Osnabrücker Marktplatz aufgestellten 150 Stühle waren jeweils mit Sprüchen der Azubis versehen, die zum bisher fehlenden Angebot der Arbeitgeberseite Stellung beziehen.

Azubis des Öffentlichen Dienstes protestieren auf dem Osnabrücker Marktplatz
Azubis des Öffentlichen Dienstes protestieren auf dem Osnabrücker Marktplatz / Foto: ver.di

Die Auszubildenden im öffentlichen Dienst, die diese Aktion in ihrer Freizeit durchführten, fordern bundesweit die Erhöhung der Vergütung für Auszubildende, Studierende und Praktikanten um 100 Euro sowie die Tarifierung der Ausbildungsbedingungen in den bislang nicht tariflich geregelten praxisintegrierten dualen Studiengängen. Außerdem wird die Verlängerung der tariflichen Vorschrift zur Übernahme nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung sowie die Fahrtkostenübernahme durch den Arbeitgeber für Auszubildende in Höhe des monatlichen ÖPNV-Tickets erwartet.

Für die Wirtschaft ist Geld da, nicht für die Auszubildenden?

„Bisher hat die Arbeitgeberseite uns mit warmen Worten abgespeist. Applaus soll ausreichen. Dabei hält der öffentliche Dienst mit seinen 2,3 Millionen Beschäftigten nicht nur das System am Laufen. Gemeinsam mit ihren Angehörigen sind sie ein wichtiger Wirtschaftsfaktor – als Konsumenten. Deswegen können wir die Haltung der Arbeitgeberseite nicht nachvollziehen. Für die Wirtschaft ist ja scheinbar Geld da.“, so Roxana Reinkemeier-Börger, Gewerkschaftssekretärin bei ver.di.

Wo bleibt die Wertschätzung nach der Pandemie?

Jan-Luca Oberländer von den Stadtwerken Osnabrück ergänzte: „Wir wurden von der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände in diese Tarifrunde hineingezwungen. Trotz Pandemie. Nun werden wir auch kämpfen. Eigentlich stehen wir und die Stühle hier stellvertretend für alle Beschäftigten in Deutschland. Wir müssen vom Staat mitgedacht werden.“

Marco Börger von der Stadt Osnabrück fügt an: „Während der Krise wurde der öffentliche Dienst und dazu zählen auch die Auszubildenden in Pflege und Verwaltung mit Applaus bedacht. Die Arbeitgeber zeigen, dass dies offensichtlich genug Wertschätzung war. Wir sind jedoch der Ansicht, dass Wertschätzung auch etwas kosten darf. Die Wirtschaft wird mit milliardenschweren Rettungsfonds gestützt und wir sollen froh sein, dass wir nicht gekündigt werden? Gute Arbeits- und Ausbildungsbedingungen bedeuten Sicherheit und sind ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor!

 

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Hasepost
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