Auch im Herbst gibt es neue Bewohner im Zoo Osnabrück zu begrüßen: In den vergangenen Wochen kamen ein Totenkopfaffe und eine Weißscheitelmangabe auf die Welt. Neu eingezogen in den Waldzoo sind ein Polarfuchs und fünf Humboldt-Pinguine.

Im Südamerikahaus flitzen elf Totenkopfaffen durch ihre Anlage – der zwölfte und jüngste klammert sich am Rücken seiner Mutter fest. „Das Jungtier kam Anfang Oktober auf die Welt“, erklärt Sabine Springmeier, Tierpflegerin im Südamerika-Areal. Das Junge verbringt die ersten Lebenswochen auf dem Rücken seiner Mutter. In einigen Wochen werden sich dann auch die anderen Weibchen der Gruppe um das Jungtier kümmern. „Man kann jetzt schon sehen, dass die ältere Schwester ganz genau beobachtet, wie ihre Mutter den Nachwuchs aufzieht. Bald wird auch sie sich um ihr Geschwisterchen kümmern. So lernen Totenkopfaffen die Jungenaufzucht“, erklärte die Tierpflegerin. Doch bis dahin hat die Mutter noch gut zu tragen, denn Totenkopfaffen kommen mit einem vergleichsweise hohen Geburtsgewicht zur Welt: Es beträgt rund 15 bis 20 Prozent des Gewichts der Mutter.

Totenkopfaffen- Jungtiere, Zoo Osnabrück
Einige Wochen krallen sich die Totenkopfaffen- Jungtiere an ihren Müttern fest. Später kümmern sich auch ältere Schwestern oder andere Weibchen der Gruppe um den Nachwuchs.

Zuchterfolg bei seltenen Mangaben

Auch in der afrikanischen Tierwelt „Takamanda“ freuen sich die Tierpfleger über die erfolgreiche Zucht bei den Weißscheitelmangaben. „Dieser Nachwuchs ist besonders wichtig“, so der wissenschaftliche Mitarbeiter Andreas Wulftange. Weißscheitelmangaben gelten als stark gefährdet und zu den 25 am meisten bedrohten Primatenarten. Bereits in den vergangenen Jahren gelang die Nachzucht der bedrohten Mangaben im Waldzoo. Neben Osnabrück halten nur zwei weitere deutsche Zoos diese Mangabenart: Landau und Duisburg.
Der jüngste Artvertreter am Schölerberg kam am 5. Oktober auf die Welt. In der Regel werden Jungtiere erst mit einigen Monaten untersucht und dann wird geschaut, welches Geschlecht der Sprössling hat. „Eine Kollegin konnte schon das Geschlecht des Jungtieres erkennen – es ist ein Männchen. Bei der Namensvergabe der Mangaben gehen wir nach dem Alphabet. Den Nachwuchs haben wir daher Humberto genannt“, so Wolfgang Festl, Revierleiter von Takamanda. „Man kann jetzt aber schon gut sehen, wie neugierig das Junge ist – immer wieder greift es zum Beispiel nach Futter und will seine Umwelt erkunden. Aber die Mutter hat ein wachsames Auge und ihren Nachwuchs fest im Griff“, so Wulftange. Besucher können beobachten, dass die Mutter ihr Junges am Schwanz festhält. Der Sprössling lebt mit Vater Chacon, Mutter Kumasi und den anderen Weißscheitelmangaben Lara, Djenga, Chica und Frederico sowie den beiden Warzenschweinen Siggi und Marlene zusammen auf einer Anlage.

Ein neuer Polarfuchs im Waldzoo

Neben den neugeborenen Affen gibt es im Osnabrücker Zoo auch Verstärkung aus anderen Zoos. Bei Polarfuchsweibchen Lisa ist ein Artgenosse eingezogen. Nachdem ihr Partner Baldur im Sommer altersbedingt verstarb, hat sie seit rund einer Woche einen neuen Artgenossen als Mitbewohner. Das Männchen Louis kam diesen Mai im Opel-Zoo Kronberg zur Welt und trat nun die Reise nach Osnabrück an. „Bisher ist Lisa ihrem neuen Mitbewohner noch argwöhnisch gegenüber“, so Kerstin Seifert, Tierpflegerin in „Kajanaland“. „In der Partnerschaft mit Baldur war sie eindeutig dominant, jetzt hat aber Louis das Sagen. Er hat sogar schon Lisas Lieblingsplatz auf den Steinen in Beschlag genommen. Wir sind aber zuversichtlich, dass sich die beiden gut aneinander gewöhnen und sie auch Nachwuchs bekommen“. Polarfüchse werden bereits mit einem Jahr geschlechtsreif und leben dann in einer monogamen Partnerschaft. „Lisa und Louis ähneln einander äußerlich zwar sehr, aber trotzdem kann man die beiden auseinanderhalten – Louis hat eindeutig mehr auf den Rippen als Lisa“, schmunzelt Seifert. Zurzeit leben die beiden nordischen Raubtiere hinter den Löwen, neben den Kirk-Dikdiks. Ihre ehemalige Anlage im Kamelrevier gehört zu dem Bereich, der in den nächsten Monaten in eine Nordamerika-Landschaft umgestaltet wird. Später werden sie in diesen Bereich wieder einziehen. 

Polarfuchs Louis
Polarfuchs Louis kam aus dem Opelzoo Kronberg in den Osnabrücker Zoo, wo er mit Weibchen Lisa zusammenlebt.

Polarfüchse sind die einzigen Wildhunde, bei denen das Fell der Jahreszeit entsprechend die Farbe wechselt: Im Sommer ist es gräulich oder bräunlich, im Winter weiß oder grau-blau. Lisa trägt im Winter weißes Fell, welchen Farbeinschlag ihr neuer Mitbewohner hat, zeigt sich erst, wenn sein Fell zum Winter hin umfärbt. Ihr Winterfell ist so warm, dass die Raubtiere ohne Probleme Temperaturen bis minus 80 Grad aushalten können. 

Auch Verstärkung bei den Humboldt-Pinguinen

Die bislang 20-köpfige Humboldt-Pinguin-Gruppe, bestehend aus elf Männchen und neun Weibchen, hat Verstärkung aus dem Zoo am Meer Bremerhaven bekommen. Ein Männchen und vier Weibchen vergrößern die Gruppe. „Noch sind die neuen Pinguine nicht geschlechtsreif und noch keine Konkurrenz für die älteren“, so Wulftange. „Aber in ein bis zwei Jahren ist es so weit. Und dann wird es spannend, denn Pinguine leben weitestgehend monogam, aber Partnerwechsel sind nicht völlig unüblich“, erklärt der Biologe weiter. Die fünf Pinguine, die in diesem Jahr in Bremerhaven schlüpften, sind derzeit noch im Innenbereich, um sich dort einzugewöhnen. In ein bis zwei Wochen werden sie aber auch für die Besucher auf der Außenanlage zu sehen und an ihrem grauen Gefieder zu erkennen sein. Humboldtpinguine werden von der Weltnaturschutzorganisation IUCN als gefährdet eingestuft. Besonders bedroht sind die in Chile und Peru beheimateten Wasservögel durch menschliche Bejagung, Überfischung und den Guano-Abbau in der Vergangenheit.

Totenkopfäffchen mit Jungtier im Zoo Osnabrück.
Totenkopfäffchen mit Jungtier.

 

Wissenswertes zu Bolivianischen Totenkopfaffen (Saimiri boliviensis)

Der bolivianische Totenkopfaffe lebt im westlichen Südamerika: im südlichen Brasilien, östlichen Peru sowie Bolivien. Er erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von 25 bis 37 Zentimetern, der Schwanz erreicht eine Länge von 37 bis 43 Zentimetern. Totenkopfaffen leben in Gruppen, in denen beide Geschlechter Hierarchien entwickeln – die Weibchen stehen dabei über den Männchen. Totenkopfaffen fressen Früchte und Insekten. Ihre flinken Bewegungen haben ihnen den englischen Namen „squirrel monkey“ (Eichhörnchen-Affe) eingebracht. In Relation zur Körpergröße haben Totenkopfaffen unter den Primaten das größte Gehirn. In menschlicher Obhut können Totenkopfaffen ein Alter von über 30 Jahren erreichen. Der Osnabrücker Zoo beteiligt sich mit seiner Zuchtgruppe am Europäischen Erhaltungszuchtprogramm für diese Tierart.

 

Wissenswertes zum Polarfuchs (Alopex lagopus)

Polarfüchse leben in Polarregionen (Finnland, Schweden, Norwegen, USA, Alaska, Kanada, Russland, Grönland und Island). Sie sind tag- und nachtaktiv. Die Tiere sind Allesfresser und leben „flexibel“ als Paar, in Familiengruppen oder Erwachsenengruppen ohne Jungtiere. Polarfüchse haben feste Reviere, deren Größe je nach Nahrungsangebot und Besiedelungsdichte variiert.

Die Kopf-Rumpf-Länge beträgt 50 bis 70 Zentimeter, die Schwanzlänge 28 bis 40 Zentimeter, die Schulterhöhe 28 bis 32 Zentimeter und das Gewicht 2,5 bis 9 Kilogramm. Polarfüchse haben ein Winter- und ein Sommerfell. Das Sommerfell ist nur halb so dick und hat weniger als halb so viel Unterwolle wie das Winterfell. Mit dem dicken Winterfell, das zu 70 Prozent aus Unterwolle besteht, können sie Temperaturen bis -50 Grad Celsius aushalten. Es gibt zwei Farbschläge beim Polarfuchs, den Weißfuchs und den Blaufuchs. Während das Sommerfell bei beiden dunkelgrau ist, hat der Weißfuchs ein fast rein weißes Winterfell, beim Blaufuchs färbt sich das Winterfell in verschiedenen Nuancen von grau, braun bis zu blau. Die zwei verschiedenen Farbschläge können in einem Wurf vorkommen. Die Pfoten der Polarfüchse sind dicht behaart, so können sie gut geschützt über Eis und Schnee laufen.

Der Polarfuchs gilt weltweit nicht als gefährdet, in Skandinavien und Finnland ist er jedoch als bedroht eingestuft und es gibt Schutzmaßnahmen der EU.

 

Wissenswertes zu Weißscheitelmangaben (Cercocebus atys lunulatus)

Die Weißscheitelmangabe zählt zu den Weißlid-Mangaben und ist an den Westküsten Afrikas beheimatet. Dort besiedelt sie die tropischen Regenwälder und hält sich vorzugsweise auf dem Boden oder in den unteren Vegetationsschichten auf. Sie ist zwar nicht territorial, bewohnt jedoch ein Streifrevier von 4 bis 6 Quadratkilomtern. Weißscheitelmangaben leben in Familienverbänden von 20 bis 50 Tieren. Die Gruppen setzen sich aus wenigen Männchen, etlichen Weibchen und den Jungtieren zusammen.

Weißscheitelmangaben gehören zu den 25 am stärksten bedrohten Affenarten der Welt. Im Freiland gibt es nur noch wenige hundert Tiere. Als Hauptursachen der Gefährdung gilt die Zerstörung des Lebensraumes durch Abholzung und Rodung der Tropenwälder. Lokal wird die Art auch vom Menschen wegen des Fleisches gejagt, welches dann als „bushmeat“ (Buschfleisch) in den Kochtöpfen landet.

 

Wissenswertes zu den Humboldt-Pinguinen (Spheniscus humboldti)

Pinguine sind die am besten an das Leben im Meer angepassten Vögel. Ihre Flügel sind als Ruder ausgebildet, mit denen sie gleichsam durchs Wasser „fliegen” können. Sie können bis zu einer Tiefe von 100 Metern abtauchen. In Anpassung an das kalte Meerwasser haben sie ein besonders gutes und isolierendes, Wasser abstoßendes Federkleid mit zusätzlichem Luftpolster. Einen besonderen Schutz bildet die sehr starke Speckschicht.

Pinguine sind sozial lebend und gehen eine Einehe ein, die über viele Jahre anhalten kann. Sie gehen häufig gemeinsam auf Fischfang. Dabei umzingeln sie die Fischschwärme und greifen sie von allen Seiten an.

Der Humboldt-Pinguin ist die einzige Pinguinart, die zweimal im Jahr brüten kann. Das Hauptbrutgebiet waren in früherer Zeit die Guanoinseln vor der chilenischen und peruanischen Küste. In den Guano (der Kot der Seevögel) gruben sich die Pinguine ihre Bruthöhlen. Der Guano wurde schon zu den Zeiten der Inkas als Dünger genutzt. Bedingt durch industriellen Abbau haben die Humboldt-Pinguine ihre natürlichen Bruthöhlen verloren und ziehen jetzt in Felsgrotten und Höhlen ihre Nachkommen auf. Sie haben eine Körpergröße von circa 65 Zentimetern und rund vier Kilo Körpergewicht. Nach einer Brutdauer von 36 bis 39 Tage schlüpfen in der Regel ein bis zwei Jungtiere. Die Art ist akut vom Aussterben bedroht (IUCN – Rote Liste).

 

Bilder: Zoo Osnabrück / Hanna Rickert